Startseite Archiv Nachricht vom 28. September 2018

Kompromiss im Streit um "Hakenkreuz-Glocke"

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Schweringen/Kr. Nienburg. Im Streit um die "Hakenkreuz-Glocke" in Schweringen bei Nienburg haben der örtliche Kapellenvorstand und das Landeskirchenamt in Hannover eine Lösung gefunden. Auf die Glocke sollen neue Symbole und eine neue Inschrift oder eine Überdeckung der alten Inschrift aus der NS-Zeit gelötet werden, wie die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers am Donnerstag mitteilte. Dieses Vorgehen lasse sich nach Auskunft von Fachleuten ohne große Klangveränderungen realisieren, hieß es. Es sei auch denkmalrechtlich zulässig, da die Veränderung reversibel sei.

Die 1934 gegossene und aufgehängte Glocke war im vergangenen Herbst stillgelegt worden, nachdem die Landeskirche bei allen Gemeinden zwischen Hann. Münden und Cuxhaven nachgefragt hatte, ob dort noch Glocken aus der Nazi-Zeit existierten. Daraufhin kam es in dem 800-Einwohner-Dorf zu einem heftigen Streit. Die Landeskirche bot einen Austausch der Glocke an, da eine Glocke mit Hakenkreuz-Symbol nicht zu Gottesdienst, Andacht und Gebet einladen könne. Viele Schweringer wollten die Glocke jedoch behalten.

Kurz vor Ostern stiegen Unbekannte heimlich auf den Kirchturm und frästen das 35 mal 35 Zentimeter große Hakenkreuz und Teile der nationalistischen Inschrift mit einem Winkelschleifer weg. Im Mai beschloss der Kirchenkreisvorstand in Nienburg, die beschädigte Glocke abzuhängen und durch eine neue zu ersetzen. Dagegen gab es jedoch weiter Widerstand.

Die Glocke wird in ihrem derzeitigen Zustand nicht mehr geläutet und voraussichtlich am Buß- und Bettag (21. November) in einem Gottesdienst entwidmet. Anschließend wird der Kapellenvorstand gemeinsam mit dem Amt für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche einen Wettbewerb zur künstlerischen Umgestaltung ausschreiben. Die Jury wird mit Vertretern des Kapellenvorstands und des Landeskirchenamtes besetzt. Nach der Umarbeitung soll die Glocke in einem Gottesdienst neu gewidmet werden.

"Wir sind froh, dass wir nach langer Zeit eine Lösung gefunden haben, bei der die Glocke erhalten bleibt, aber das Hakenkreuz und die nationalsozialistische Inschrift nicht mehr sichtbar sein werden", sagte der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Arend de Vries. "Gespannt sind wir auf den geplanten künstlerischen Wettbewerb." Ziel der Umwandlung muss sein, der Glocke eine neue Deutung zu geben, die von Toleranz und Versöhnung geprägt ist."

Eine zweite niedersächsische Glocke mit Hakenkreuz-Symbol war im Zuge der Gemeindebefragung in Faßberg bei Celle aufgetaucht. Dort entschied der Kirchenvorstand, die Glocke auszutauschen. Auch in Faßberg gab es eine Initiative zur Erhaltung der alten Glocke, diese stellte ihren Widerstand jedoch inzwischen ein.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen