Startseite Archiv Nachricht vom 25. September 2018

"Null-Toleranz-Linie bei sexuellem Missbrauch"

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Hannover. Die hannoversche Landeskirche verfolgt auch weiterhin ihre "Null-Toleranz-Linie" bei sexuellem Missbrauch. "Durch konsequentes Handeln in jedem Einzelfall wollen wir zeigen, dass jedes Opfer bei uns Hilfe erwarten kann und nicht beschwichtigt oder in die Ecke gestellt wird", sagte Oberlandeskirchenrat Rainer Mainusch am Montag anlässlich einer neuen Studie zu zahlreichen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Mainusch betonte, dass die größte evangelische Landeskirche in Deutschland bereits 2012 eine Ansprechstelle geschaffen habe, in der Opfer umfassend beraten würden. 

Die katholische Bischofskonferenz will die Studie an diesem Dienstag vorstellen. Einige Ergebnisse wurden bereits vorab bekannt: Für die Zeit von 1946 bis 2014 zählen die Autoren 3.677 minderjährige Opfer und 1.670 Kleriker als Täter. Die hannoversche Landeskirche hat Mainusch zufolge bislang 108 Fälle von sexualisierter Gewalt bearbeitet und dafür seit 2012 rund 1,3 Millionen Euro Entschädigungen in Einzelsummen von 2.500 bis zu 35.000 Euro gezahlt. Insgesamt 98 Fälle hätten sich in diakonischen Einrichtungen ereignet. Zehn sexuelle Misshandlungen seien zwischen 1945 bis 2005 von kirchlichen Mitarbeitern wie Pastoren begangen worden.

Zur Intervention setze die hannoversche Landeskirche bereits seit 2003 auf einen Krisenplan, sagte Mainusch. Als oberstes Prinzip gelte dabei, dass die komplette strafrechtliche Verfolgung in der Hand des Staates liegen müsse: "Sobald wir eine Straftat vermuten, werden sofort die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und tatverdächtige Hauptamtliche zum Opferschutz vom Dienst suspendiert." Die Zusammenarbeit mit verdächtigten Ehrenamtlichen werde sofort beendet. "Wichtig ist für uns als erster Schritt der Gang zu einer staatlichen Behörde und keine eigene Untersuchung." Allerdings habe die hannoversche Landeskirche zusätzlich zu staatlichen Ermittlungen seit 1998 insgesamt 16 Disziplinarverfahren geführt.

Entscheidend für die Aufarbeitung sei es, Opfer sexuellen Missbrauchs zu ermutigen, diesen Missbrauch offenzulegen, betonte der Oberlandeskirchenrat: "Wir müssen akzeptieren, wenn Menschen nichts sagen wollen. Aber wenn sie etwas sagen, ist es unsere Aufgabe, ihnen zu signalisieren, dass genau das gewollt ist." Mainusch begrüßte auch die Idee einer zentralen Anlaufstelle für Opfer sexualisierter Gewalt bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Opfer hatten in der Vergangenheit beklagt, dass es in den evangelischen Kirchen keinen einheitlichen und transparenten Umgang mit Missbrauchsfällen gebe.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Hotline bei sexuellem Missbrauch

Zentrale Rufnummer:
0511 - 700 88 16

Dienstags von 9 bis 12 Uhr und Donnerstags von 14 bis 17 Uhr bieten erfahrene Mitarbeitende der Telefonseelsorge der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers allen eine Beratung an, die aktuell oder in der Vergangenheit Opfer sexualisierter Gewalt oder sexueller Belästigung sind oder waren.