Startseite Archiv Nachricht vom 09. September 2018

Segenswünsche zu Rosch ha-Schana

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Hannover. Landesbischof Ralf Meister hat den Jüdinnen und Juden in Niedersachsen zu ihrem bevorstehenden Neujahrsfest "Rosch Haschana", das an diesem Sonntagabend beginnt, gratuliert. In einem Brief an die Vorsitzenden der jüdischen Verbände und der Gemeinden in Hannover und Osnabrück übermittelte der Landesbischof Glück- und Segenswünsche zum jüdischen Jahr 5779. Meister prangerte zugleich die zunehmenden antisemitischen Übergriffe in Deutschland an: "Diese Vorfälle erschrecken uns."

"Sie zeigen, dass wir unseren Kampf gegen jede Form von Judenfeindschaft intensivieren müssen." Nach Meisters Ansicht bietet dazu auch der Reformationstag am 31. Oktober Gelegenheit, der von diesem Jahr an in Niedersachsen gesetzlicher Feiertag ist. "Der Reformationstag bietet die Chance, das Thema des christlichen Antisemitismus aufzugreifen und zu unterstreichen, dass sich christlicher Glaube und Judenfeindlichkeit ausschließen."

In der Debatte um einen neuen Feiertag hatten die jüdischen Verbände sich unter Verweis auf die Judenfeindlichkeit des Reformators Martin Luther (1483-1546) klar gegen den Reformationstag ausgesprochen. Meister bekräftigte dagegen die Hoffnung, der Tag könne für das Miteinander der Religionen neue Impulse geben. Er habe die Kirchengemeinden dazu aufgefordert, ihn in Begegnung und Austausch mit jüdischen Gemeinden und anderen Religionen zu begehen. Insbesondere das Bewusstsein um die Schuld gegenüber dem jüdischen Volk erfordere eine verantwortliche Gestaltung.

Juden in der ganzen Welt feiern von Sonntagabend an das jüdische Neujahrsfest "Rosch Haschana". Es ist der Beginn der "ehrfurchtsvollen Tage", die mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur zehn Tage später enden. Zusammen sind Rosch Haschana und Jom Kippur die wichtigsten Feiertage der jüdischen Religion. An Rosch Haschana, übersetzt das "Haupt des Jahres", feiern die Juden den Anfang der Schöpfung. Das Neujahrsfest erinnert an den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Der Gruß des Landesbischofs im Wortlaut

Mit herzlichen Glück- und Segenswünschen grüße ich Sie zum Neuen Jahr 5779!

Das letzte Jahr war von der Kontroverse um die Einführung des Reformationstages als einem neuen gesetzlichen Feiertag in Niedersachsen geprägt. Viele von Ihnen aus den jüdischen Gemeinden haben sich gegen diesen Vorschlag ausgesprochen. Im Juni wurde die Entscheidung vom niedersächsischen Landtag getroffen, den 31. Oktober als gesetzlichen Feiertag in Niedersachsen einzuführen.

Als evangelische Kirche empfinden wir eine besondere Verantwortung, diesen Feiertag zu gestalten. Während der letzten ökumenischen Bischofskonferenz haben wir festgehalten: „Der 31. Oktober ist und bleibt verbunden mit der Erinnerung an die Christentums - und Kirchengeschichte seit der Reformation. Ihre lichten und dunklen Seiten, insbesondere das Bewusstsein der Schuld gegenüber dem jüdischen Volk, fordern eine verantwortliche Gestaltung und öffnen Chancen und Herausforderungen für Gegenwart und Zukunft.“

In Hannover werden wir am Vorabend des Reformationstages zu einer Veranstaltung in der Marktkirche einladen, die sich kritisch mit der Reformation und dem Verhältnis zum Judentum auseinandersetzt. Ich habe die Kirchengemeinden dazu aufgefordert, an diesem Tag bewusst die Begegnung und den Austausch mit Partnern aus Ihren Gemeinden und aus anderen Religionen zu suchen. Ich hoffe sehr, dass dieser neue gesetzliche Feiertag dem Miteinander unserer Religionsgemeinschaften neue Impulse gibt.

In Deutschland nehmen antisemitische Übergriffe in Wort und Tat zu – diese Vorfälle erschrecken uns. Sie zeigen, dass wir unseren Kampf gegen jede Form von Judenfeindschaft intensivieren müssen. Der Reformationstag bietet eine Chance, das Thema des christlichen Antisemitismus aufzugreifen und zu unterstreichen, dass sich christlicher Glaube und Judenfeindschaft ausschließen.

Schana towa umetuka! Möge das Neue Jahr Ihnen, Ihrer Familie, Ihren Gemeinden und der jüdischen Gemeinschaft auf der ganzen Welt Gutes bringen!

Ihr
​Ralf Meister