Startseite Archiv Nachricht vom 29. Mai 2018

"Reformationstag steht für Erneuerung der Gesellschaft"

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Sülbeck/Kr. Schaumburg. Unabhängig von der Entscheidung des niedersächsischen Landtags über einen neuen Feiertag plant die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe bereits Veranstaltungen für den Reformationstag am 31. Oktober. "Wir finden, dass sich der Reformationstag dafür eignet, deutlich zu machen, was uns als Gesellschaft über die Grenzen von Religionen und Interessen hinweg miteinander verbindet", sagte Landesbischof Karl-Hinrich Manzke am Wochenende am Rande der Frühjahrssynode in Sülbeck bei Stadthagen.

Deshalb will die Landeskirche am Vorabend des Reformationstages Vertreter mehrerer gesellschaftlicher Gruppen zu einem Diskussionsforum über dieses Thema einladen. Geplant sind außerdem Familiengottesdienste. Beim Reformationstag gehe es im Kern um die "Erneuerungsbedürftigkeit" von Kirche und Gesellschaft, sagte Manzke. Der Tag erinnert an den Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert durch die Veröffentlichung der 95 Thesen über Missstände in der Kirche durch Martin Luther (1483-1546).

Der Landtag entscheidet voraussichtlich im Juni über einen Gesetzentwurf der rot-schwarzen Landesregierung, den Reformationstag zum neuen gesetzlichen Feiertag zu machen. SPD und CDU hatten sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, einen neuen Feiertag für Niedersachsen zu schaffen, da die norddeutschen Bundesländer bislang deutlich weniger Feiertage hätten als die süddeutschen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) plädiert dabei für den Reformationstag, der bereits in den ostdeutschen Ländern außer Berlin gesetzlicher Feiertag ist. Die Länderparlamente von Hamburg und Schleswig-Holstein haben bereits beschlossen, den Reformationstag zum arbeitsfreien Feiertag zu machen.

In Niedersachsen ist das Vorhaben allerdings umstrittener als in den Nachbarländern. Die jüdischen Gemeinden weisen auf antisemitische Ausfälle Martin Luthers hin und lehnen den Reformationstag ab. Auch die katholische Kirche sowie religionskritische Verbände haben sich gegen den 31. Oktober als Feiertag ausgesprochen. Wirtschaftsverbände wollen grundsätzlich keinen neuen Feiertag. Die Grünen schlagen als Alternative gleich zwei Feiertage vor: den Internationalen Frauentag am 8. März und den Europatag am 9. Mai.

Manzke sagte mit Blick auf die Kritik am Reformationstag, in der Tat gebe es "harte Äußerungen gegen die Juden" bei Martin Luther. "Die sind zum Schämen", unterstrich der Bischof. "Aber der Reformationstag erzählt inzwischen auch eine Geschichte, wie man Trennendes überwinden kann." Manzke bezog sich dabei auf die Veranstaltungen zum 500. Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen