Startseite Archiv Nachricht vom 28. Mai 2018

Kirchentag im Harzer Land diskutiert strukturelle und inhaltliche Veränderungen

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Herzberg. Die Struktur des Kirchenkreises Harzer Land in Stellen und deren Finanzierung stand im Mittelpunkt der jüngsten Kirchenkreistagssitzung am Freitag im Martin-Luther-Haus in Herzberg. Zur Struktur des Kirchenkreises gehört aber auch der Kirchenkreisverband Harzer Land und Leine-Solling, der ab dem kommenden Jahr für das gemeinsame Kirchenamt zuständig ist. Hier galt es für den Vorstand zwei Mitglieder zu wählen. Allerdings seien die strukturellen Veränderungen nicht die einzigen, mit denen sich Kirche heute auseinandersetzen muss, mahnte Superintendent Volkmar Keil.

Bevor der Superintendent sich mit mahnenden Worten an die Mitglieder wandte, lobte er erst einmal den zukunftsweisenden Schritt ins neue Kirchenamt in Northeim sowie den sogenannten Perspektivprozess, mit dem im Harzer Land unter Einbeziehung aller Beteiligten ein Stellenrahmenplan bis zum Jahr 2022 erarbeitet wird.

Die Wahl für den Verbandsvorstand fiel einstimmig auf Christine Hemschemeier aus Wildemann und Wilfried Schröter aus Osterode, so dass dieser Tagesordnungspunkt rasch abgehakt werden konnte. Auch die Ausführungen zum Stellenrahmenplan präsentierte  Pastor Dr. Uwe Brinkmann sehr kompakt, obwohl sich noch einige Veränderungen ergeben haben und alles in einigen Regionen nun bereits ab 2019 umgesetzt werden muss.

Allerdings wurde der Stellenplan mit Rücksprache in allen Regionen im sogenannten Perspektivprozess sukzessive und mit Blick auf die einzelnen Beschäftigten von der Pastorin bis zum Kirchenmusiker erarbeitet, so dass hier wenig Fragen offen blieben. „Das ist ein Punkt, der hier fast in jeder Sitzung auf der Tagesordnung steht“, kommentierte die Kirchenkreistagsvorsitzende Ingrid Baum und konnte auch diesen Punkt relativ zügig abhandeln, da noch nichts beschlossen, sondern erst einmal nur zur Kenntnis genommen werden musste.

Eine weitere strukturelle Frage stellte sich für den neuen Kirchenkreistag, der ab dem kommenden Jahr seine Arbeit aufnehmen wird. Das jetzige Gremium besteht aus 63 gewählten Mitgliedern, deren Anzahl damals die Zahl von etwa 63 000 Gemeindegliedern im Kirchenkreis zugrunde lag. Inzwischen hat sich diese auf 55 641 Gemeindeglieder reduziert, so dass auch über die Größe des Kirchenkreistags diskutiert werden sollte.

Alle Regionen sollen natürlich ausgewogen vertreten sein, damit die Vielfältigkeit, die der Kirchenkreis bietet, abgebildet bleibt, zu klein sollte ein solches Gremium eben auch nicht sein. Gemeinsam wurde eine Zahl von 60 Mitgliedern als sinnvoll erachtet und auch dieser Beschluss wurde einstimmig angenommen.

Bevor nun Volkmar Keil seine Gedanken zu inhaltlichen Veränderungen äußerte, blickte er noch einmal auf die Kirchenvorstandswahl im März zurück. Da nun feststeht, dass auch in Bartolfelde im August ein neuer Kirchenvorstand gewählt werden kann, brachte die Wahl für alle Gemeinden im Harzer Land ein Ergebnis. „Das ist in den mühsamen Zeiten, die wir haben, beachtlich“, so Keil. Sein Dank galt daher allen, die jetzt Verantwortung übernehmen ebenso wie allen, die mit dieser Wahl aus dem Amt ausgeschieden sind und ganz besonders auch jenen, die Bevollmächtigungen in einigen Gemeinden übernommen hatten. Da die Wahlbeteiligung allerdings zurückgegangen ist, erhofft er sich für kommende Wahlen Veränderungen im Wahlgesetz, schloss er.

Auch diese geringere Wahlbeteiligung sei ein Zeichen dafür, wie stark sich Kirche im Moment verändere, führte Keil aus. Der „traditionelle Grundbestand“ breche weg, weil das, was Kirche in der Vergangenheit bot, für viele nicht mehr selbstverständlich ist. Daher sei sie gezwungen, sich neu zu erfinden, um den heutigen Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.

„Heute wird Kirche eher als eine Gemeinschaft gesehen, in der Menschen sich in einer religiösen Grundstimmung wohlfühlen“, beschrieb er. Als Beispiel dafür nannte er Trauerfeiern, die nicht mehr in ihrer jahrzehntelangen kirchlichen Struktur hingenommen, sondern als individuelles Ereignis erwartet werden. Auch die christliche Bildung im Konfirmandenunterricht wandle sich mehr und mehr zu einem Raum, in dem Jugendliche mit ihren Fragen und Problemen ernst genommen werden.

Daher stelle sich nun die Frage, wie weit die Kirche diesen Weg mitgeht, diesen Anforderungen gerecht werden will und wo die Grenzen liegen. Die Landeskirche habe sich dazu ziemlich deutlich positioniert und Grenzen seien immer weiter geworden, doch sei das natürlich kein abgeschlossener Prozess. Allerdings werde über diese inhaltlichen Veränderungen weit weniger geredet als über drohenden Pastorenmangel und andere strukturelle Veränderungen.

Deutlich werde dies beispielsweise auch an der wachsenden Bedeutung von Engeln für viele Menschen. Diese entspreche nicht unbedingt der theologischen Bedeutung, Engel würden für viele Menschen vielmehr zu greifbaren Mittlern und als Schutzengel beispielsweise zu persönlichen Begleitern. „Sie bekommen eine neue religiöse Funktion“, stellte Keil erst einmal wertfrei fest. Doch gerade über solche Fragen müsse in Kirche diskutiert werden, das passiere aktuell viel zu wenig. „Ich bin gespannt, welchen Weg Kirche an dieser Stelle nehmen wird“, schloss er.

Auf der Tagesordnung standen außerdem Vorträge von Pastorin Dr. Sybille Fritsch-Oppermann zu ihrer Arbeit im Bereich Tourismus und Kultur im Oberharz sowie von Vera Fröhlich und Dieter Reinecke über die Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten eines Gemeindekurators.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land