Startseite Archiv Nachricht vom 11. Dezember 2017

Landesschulbehörde und Kirchenvertreter befürworten Räume der Stille in Schulen

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Lüneburg. „Wir brauchen Räume der Stille an öffentlichen Schulen.“ Das sagte die Leiterin der Regionalabteilung Lüneburg der Niedersächsischen Landesschulbehörde, Elke Starostzik, jetzt bei einem Treffen mit Kirchenvertretern in Lüneburg. Allein im letzten Jahr habe es rund 90 Anfragen von Seiten der Schulen an das behördliche Krisen- und Notfallteam gegeben. Räume der Stille könnten dazu beitragen, belastende Situationen und Ereignisse zu verarbeiten. Landessuperintendent Dieter Rathing hatte gemeinsam mit Starostzik und dem Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy zum Erfahrungsaustausch in das Zentralgebäude der Leuphana Universität eingeladen. Dabei waren die Superintendenten der 13 Kirchenkreise zwischen Celle und Cuxhaven sowie die Sprengel-Beauftragten für Kirche und Schule.

Sogenannte Räume der Stille dienen Schülerinnen und Schülern ebenso wie Lehrkräften als Rückzugsort im oft hektischen Schulalltag, erläuterten Silke Durben und Wolfgang Broy von der Landesschulbehörde. Sie könnten bei der Verarbeitung von Unglücks- und Todesfällen helfen, aber auch Orte religiöser Feiern, Ausstellungen und vertraulicher Gespräche etwa mit Beratungslehrern oder Schulseelsorgern sein. „Die Stille ist nicht die Lösung, aber ein Weg“, betonte Broy.

Einer Umfrage der Behörde zufolge verfügen bislang nur wenige Schulen über ausgewiesene Räume der Stille. Wo es sie gibt, gingen sie oft auf die Initiative von Schülern zurück. An den Berufsbildenden Schulen Rotenburg (Wümme) hätten Berufsschüler gleich ein ganzes Haus der Stille selbst gebaut, berichtete Silke Durben. Mit dem Bild einer Zapfsäule vermittelten die jungen Menschen ihr Anliegen, nämlich Kraft zu tanken.

Allerdings gelte es, bauliche Vorgaben zu beachten, auch die Finanzierung stelle mitunter eine Hürde dar. Während derzeit mehrere Schulen Andachtsräume planten, seien nicht mehr genutzte Einrichtungen andernorts wieder aufgelöst worden.

Räume der Stille müssten Offenheit signalisieren, unterstrich Kerstin Gäfgen-Track als Bildungsdezernentin der hannoverschen Landeskirche, „auch für andersgläubige Jugendliche“. Sie seien ein Ort, an dem auch religiöse Fragen thematisiert werden könnten. „Jede Schule, die einen Raum der Stille einrichten möchte, unterstützen wir gern dabei“, sagte die Oberlandeskirchenrätin. Für Landessuperintendent Rathing  geht es vor allem darum, die Bedürfnisse von Schülern wahrzunehmen. Ein Anliegen, das auch Hans Christian Brandy teilt, denn: „Bildung braucht Seele.“

Gäfgen-Track verwies in dem Zusammenhang auf die seit etwa sechs Jahren erfolgreiche Ausbildung von staatlichen Lehrkräften zu Schulseelsorgern. Inzwischen hätten an die 260 Pädagogen die kirchlich angebotene, zertifizierte Zusatzausbildung absolviert, mit ausdrücklicher Zustimmung der betreffenden Schulleitungen. 80 von ihnen hätten sich zudem offiziell von der Landeskirche zu dem Seelsorgedienst beauftragen lassen, der insofern dem Lektoren- und Prädikantendienst vergleichbar ist.

Dass Rückzugsorte bereits in der Primarstufe gefragt sind, berichtete Brigitte Bergmann, in Lüneburg für das Thema Inklusion zuständig. Im Ranking der Lieblingsräume von Grundschülern erscheine der Raum der Stille an zweiter Stelle, gleich nach der Turnhalle.

Auch das Zentralgebäude der Leuphana Universität beinhaltet einen Raum der Stille. Das Präsidium der Universität habe das Projekt initiiert, nannte Hochschulseelsorger Helmke Hinrichs „fast ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich mit anderen deutschen Hochschulen“. Anschließend hätten sich Studenten im Rahmen eines Seminars mit der Gestaltung beschäftigt. „Die Ideen nahm Architekt Daniel Libeskind anschließend mit nach New York.“ Der Andachtsraum stehe Studenten jeder Religion offen und inspiriere zu verschiedensten Veranstaltungen, unter anderem Taizé-Andachten, Theater-Aufführungen und Ballett.

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Lüneburg