Startseite Archiv Nachricht vom 13. November 2017

"Glaubenszeugnis im moralischen Kampfgebiet"

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Bonn. In seiner Rede vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstrich der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm im Rückblick auf das Reformationsjubiläum: „In vieler Hinsicht ist dieses Jahr Anlass zu großer Dankbarkeit.“ Man habe einen kraftvollen Reformationstag in Wittenberg gefeiert. Bedford-Strohm weiter: „Am meisten aber haben mich die Berichte von überall her aus dem ganzen Land zu den Reformationsgottesdiensten gefreut.“ Vor vielen Kirchen hatten sich am 31. Oktober lange Schlangen gebildet. Der Reformationstag 2017 war in ganz Deutschland ein arbeitsfreier Tag. Auch Veranstaltungen und Ausstellungen zum Reformationsjubiläum verzeichneten den ganzen Herbst über einen starken Besucher-Andrang.

Angesichts eines nach wie vor polarisierten gesellschaftlichen Klimas zur Migrationspolitik, von Bundespräsident Steinmeier als „moralisches Kampfgebiet“ bezeichnet, nahm Bedford-Strohm eine selbstkritische Bestandsaufnahme kirchlicher Debattenbeiträge vor: „In der Theologie sprechen wir von Zuspruch und Anspruch. Der Anspruch kann nur zu einem wirklich kraftvollen Handeln führen, wenn er gegründet ist im Zuspruch, wenn auch die Kraft, entsprechend zu handeln, freigesetzt wird. In unseren öffentlichen Äußerungen ist viel zu oft nur der Anspruch rübergekommen.“

Was Martin Luther in seiner Freiheitsschrift beschreibe, sei ja gerade nicht ein Handeln als Folge von moralischen Appellen, sondern ein Handeln aus innerer Freiheit. Bedford-Strohm: „Dieses Gefühl der inneren Freiheit ist es, das dann tatsächlich zum Handeln führt, aber eben keinem Handeln aus schlechtem Gewissen, aus political correctness oder aus dem Versuch der moralischen Selbsterhöhung, sondern wirklich aus Freiheit. Ein solches Handeln aus Freiheit verurteilt andere nicht.“ Der EKD-Ratsvorsitzende hob hervor: „Selten war das authentische Glaubenszeugnis von Christinnen und Christen im Diskurs einer verunsicherten pluralistischen Öffentlichkeit so wichtig wie in diesen Zeiten.“

Mit Blick auf aktuelle Handlungsfelder der evangelischen Kirche unterstrich Bedford-Strohm: „Die Beteiligung junger Menschen ist angesichts der alarmierenden Befunde über den Traditionsabbruch gerade bei ihnen aus meiner Sicht eine der zentralen Herausforderungen für die Kirche der Zukunft. Noch immer sind junge Menschen unterrepräsentiert, wenn es um die Orte geht, an denen die Zukunftsentscheidungen getroffen werden. Vom Kirchenvorstand bis in den Rat der EKD.“

Die EKD-Synode tagt zeitgleich mit der ebenfalls in Bonn zusammengekommenen UN-Klimaschutzkonferenz. Landesbischof Bedford-Strohm: „Ich hoffe, dass von der Bonner Klimakonferenz auch ein starkes Signal an die neue US-Administration ausgeht: Torpediert nicht das Pariser Klimaschutzabkommen. Werdet wieder Teil einer Koalition der Willigen, wenn es um den Schutz des Klimas auf unserem Planeten geht.“

EKD-Pressemitteilung Nr. 169/2017