"Luther-Laterne" schafft es bis nach Indien
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Holzminden. Die vierjährige Lina greift entschlossen zum braunen Wachsmalstift. Vor ihr liegt ein noch farbloses Transparentpapier. Nur die Umrisse des Kopfes von Martin Luther (1483-1546) sind mit feinen schwarzen Linien eingezeichnet. Konzentriert malt Lina zunächst die Mütze des Reformators aus. Im evangelischen Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder basteln mehr als 100 Kinder "Luther-Laternen", die anlässlich des 500. Reformationsjubiläums entwickelt wurden.
Drei Erzieherinnen haben das Laternen-Modell entworfen, sagt Pastor Christian Bode als Initiator des Projekts. Sogar eine Video-Anleitung haben die Erfinderinnen mit Unterstützung einer Werbeagentur gedreht. Dieses Tutorial ist im Internet abrufbar.
So wurde auch die deutschsprachige evangelische Kirchengemeinde im mehr als 6.000 Kilometer entfernten Nordindien auf die Luther-Laterne aufmerksam, erzählt Bode. Per Mail schickte er die Vorlage also los. "Dort wird das Modell jetzt auch vielfach nachgebaut." Weitere Anfragen zur Schablone gab es aus ganz Deutschland.
In Holzminden können die Luther-Bastler am Reformationstag am Dienstag an einem großen Laternenumzug teilnehmen, erläuterte Bode. Dieser habe in der niedersächsischen Stadt bereits eine lange Tradition. "Die Idee stammt von meinem Vorgänger an der St.-Thomasgemeinde, um dem zunehmenden Trend von Halloween etwas entgegenzusetzen." In diesem Jahr sind alle vier Stadtgemeinden daran beteiligt.
Der örtliche Diakon hat sogar die gängigen St.-Martins-Lieder in Martin-Luther-Lieder umgedichtet. So heißt es jetzt: "Durch die Straßen auf und nieder, leuchten die Laternen wieder, rote, gelbe, grüne blaue, Martin Luther komm und schaue." Auch die vierjährige Lina will beim Umzug unbedingt mitmachen, sagt sie entschlossen. Ihre Mutter klebt währenddessen aus gelber Pappe den kreuzförmigen Rahmen zusammen.
Die stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte St. Pauli, Mareike Arneke, ist Mitentwicklerin des Prototyps. Besonders faszinierend sei, dass trotz der Vorlagen keine gleichen Laternen entstehen, sagt sie. Für das "Fenster" können die Kinder neben dem Luther-Kopf auch weitere Vordrucke zum Ausmalen wählen, beispielsweise die Lutherrose oder eine Bibel oder aber ganz freie Motive auf weißer Fläche malen.
Der Kleber ist noch nicht ganz trocken, da stürmen einige Kinder schon los in die benachbarte St.-Paulikirche. Im dunklen Altarraum machen sie mit LED-Kerzen einen ersten Test. Plötzlich leuchten nur noch die kreuzförmigen Umrisse der Laternen auf, die von den Kindern munter hin und her geschwenkt werden. Kurz darauf fangen sie auch an zu singen: "Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne."
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen