Startseite Archiv Nachricht vom 27. September 2017

15 Jahre Notfallseelsorge im Kirchenkreis Harzer Land

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Osterode. Anders als geplant begann das Jubiläum der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Harzer Land am vergangenen Samstag. Eigentlich hätte die Orgel in der Kirche St. Johannes spielen sollen – tat sie aber nicht. „Ach, kommt, wir haben alle kräftige Stimmen, wir schaffen das auch so“, kommentierte Pastor Horst Reinecke die Situation und so wurden die ersten beiden Lieder ohne viel Aufhebens eben ohne Orgel gesungen. Allein diese kleine Episode sagt viel über die Notfallseelsorge aus. Sie ist da, wenn es nicht läuft, wie es soll, sie zeigt einen ersten Weg aus den kleinen und großen Katastrophen des Lebens.

Nun sind die oft weit dramatischer als eine Orgel, die nicht spielt, doch die Arbeit derer, die seit inzwischen 15 Jahren immer zur Stelle sind, wenn seelische Unterstützung gebraucht wird, läuft ebenso ruhig und zuverlässig ab, wie an diesem Abend. Bei Unfällen, beim Überbringen von Todesnachrichten und in vielen weiteren Situationen kümmern sie sich um die innere Not der Menschen, während Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste und andere Helfer mit den äußeren Problemen zu kämpfen haben.

„Ich habe gedacht: Was? Älter ist die Notfallseelsorge noch nicht?“, leitete Superintendent Volkmar Keil die Andacht zum Jubiläum ein. Nein, erst seit 15 Jahren ist sie in der heutigen Form organisiert, ist sie rund um die Uhr erreichbar und so eng mit den anderen Hilfskräften vernetzt. Der Grundgedanke ist jedoch schon viel älter, machte Diakon Wolfgang Jütte deutlich, wurzelt tief in der christlichen Religion und eine zentrale Aufgabe von Kirche. Christus teilt Last mit uns, Gott ist es, der uns Menschen Trost spendet.

Um die weltlicheren Aspekte ging es anschließend im Feuerwehrhaus an der Bleichestelle. Polizeidirektor Hans Walter Rusteberg schilderte die Zusammenarbeit mit der Notfallseelsorge aus seiner beruflichen Sicht und stellte dabei heraus, wie ohnmächtig sich Polizisten manchmal fühlen, wenn sie die Gefahr beseitigen, sich aber um die persönliche Not der Menschen nicht ausreichend kümmern können. Genau an diesem Punkt übernimmt die Notfallseelsorge, meist abseits aller medialen Aufmerksamkeit, doch auch weit über den ersten Schock hinaus und damit unverzichtbar für die Opfer.

„Auch Helfer brauchen Hilfe“, sagte er und gab damit den Tonfall vor, der auch in den weiteren Grußworten seitens der Feuerwehr, der Landeskirche, des Kirchenkreises, den Landkreises und der Pankgrafen aufgegriffen wurde. In den vergangenen 15 Jahren hat sich ein zuverlässiges Team aus 14 Personen gefunden, die Ausrüstung wurde immer professioneller und die Einsätze routinierter, doch die Arbeit erfolgt noch immer aus tiefstem Herzen oder wie Horst Reinecke sagte: „die entscheidende Kraft wächst für mich aus meinem Glauben.“

Finanziert wird die Notfallseelsorge über ein Grundbudget, Kollekten und Spenden, sie genießt großes Ansehen auch über den Kirchenkreis hinaus, was sich beispielsweise darin zeigt, dass Reinecke auch Beauftragter für den Sprengel Hildesheim-Göttingen ist. Zudem gehören zum Team inzwischen auch zwei ausgebildete islamische Notfallseelsorger, so dass die Einrichtung nicht nur Christen, sondern auch Muslimen ganz eng zur Seite stehen kann. Doch auch, wenn all das für eine wichtige und vorbildliche Einrichtung in der Region spricht, so hoffen doch wohl die meisten, dass sie nie auf die Hilfe der Notfallseelsorge angewiesen sind.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land