Startseite Archiv Nachricht vom 28. August 2017

Erste Ordination mit Gebärdensprache

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Hannover. „Mit Daumen und Zeigefinger beider Hände beim Hals ansetzend zwei Balken rund zehn Zentimeter nach unten auf den Körper zeichnen.“, so beschreibt Pastorin Christiane Neukirch, landeskirchliche Beauftragte für gebärdensprachliche Seelsorge, die Gebärde für „Pastor“. Damit zeichne man das Beffchen, die zwei weißen Leinen-Stoffstückchen der evangelischen Amtstracht nach, erläutert die Theologin aus Hannover. „Für die weibliche Form fasst man mit der rechten Hand anschließend noch an das Ohrläppchen, so wird ‚Pastorin‘ gebärdet.“

Ein Wort, das am vorletzten Sonntag in der Matthäuskirche in Hannover öfters zu hören und eben auch zu sehen war. Nathalie Wolk wurde in das Amt der Pastorin ordiniert und in den Dienst der Lister Johannes- und Matthäus-Kirchengemeinde eingeführt. Die aus Göttingen stammende Theologin war zuvor im Rahmen eines Sondervikariates in der gebärdensprachlichen Seelsorge der Landeskirche tätig. Da viele Weggefährten aus dieser Zeit mitfeiern wollten, war schnell klar, dass der Ordinationsgottesdienst gebärdensprachlich begleitet sein sollte – eine Premiere in der Landeskirche.

Pastorin Christiane Neukirch, die Mentorin von Nathalie Wolk während des Sondervikariates, übersetzte nicht nur die Predigt von Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr in Gebärdensprache, sondern auch Gebete, liturgische Texte und selbst die Lieder. „Sonst wären die Gehörlosen ja ausgeschlossen, während die Gemeinde singt.“, gibt Pastorin Neukirch zu bedenken. Nach dem Ordinationssegen durften dann alle Gottesdienstbesucher/innen selber ihre Hände einsetzen und bei einem lautlosen Gebärdenlied gestenreich „mitsingen“.

Die Sprachvielfalt machte Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr in ihrer Predigt zum Thema und hob die Übersetzungsarbeit des Pastorendienstes heraus. „Die Liebe Gottes kann in so viele Sprachen übersetzt werden, in Zeichen und Gesten und Handlungen.“, so die hannoversche Regionalbischöfin. Richtig übersetzt sei die Gottesliebe waghalsig und frech und verstecke sich nicht hinter dem Rücken von Gewohnheiten. Als Pastorin sei Nathalie Wolk nun dazu berufen, die Liebe Gottes zu übersetzen. „Auch in die stumme Sprache der Verzweifelten, die Sprache derer, die das Fragen verlernt haben, in die Sprache der Kirchenverwaltung und der Pfarrkonvente, die Sprachen der Kinder und der Dementen.“, sagte die leitende Theologin, die erstmalig eine Ordination im Stadtgebiet Hannover leitete.

Pastorin Nathalie Wolk blickt beseelt auf Ihre Amtseinführung zurück: „Der Gottesdienst zu meiner Ordination war wundervoll. Es war sehr eindrücklich Christiane Neukirch in Aktion zusehen. Die Gemeinde hat mich herzlich empfangen, es gab sogar ein selbstgedichtetes Ständchen von meinem Kirchenvorstand. Ich bin sehr dankbar, dass ich nun unter Gottes Segen als Pastorin arbeiten darf.“

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hannover