Startseite Archiv Nachricht vom 10. August 2017

Beauftragte: Hospizhelfer müssen eigene Grenzen erkennen

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Hannover. Am Sterbebett eines Menschen stehen Angehörige und Ehrenamtliche in der Hospizarbeit nach Ansicht der landeskirchlichen Hospizbeauftragten Andrea Peschke immer wieder vor großen Herausforderungen. "Viele fühlen sich verantwortlich und wollen etwas so richten, dass es gut wird", sagte die Beauftragte der hannoverschen Landeskirche im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch es gehe vor allem darum, Leid und Schmerzen genauso mit auszuhalten wie das Wissen, daran nichts ändern zu können. Die Landeskirche lädt am Freitag zum 20. Mal Vertreterinnen und Vertreter aus den rund 130 ambulanten Hospizgruppen in Niedersachsen zu einem Hospiztag ein, um sich für ihren Einsatz zu bedanken.

Die Veranstaltung in Hannover, bei der unter anderem der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprechen wird, steht unter dem Thema "Hospiz - Nächstenliebe ohne Grenzen?!". Der hohe ethische Anspruch, Sterbende nicht alleinzulassen, gehe manchmal auch über die eigenen Grenzen der Ehrenamtlichen, sagte Peschke. Dann versuchten sie vielleicht, eine Versöhnung mit Kindern einzufädeln, die sich längst abgewendet haben. Oder sie bemühten sich dem Schweren etwas Positives entgegenzusetzen, wenn jemand über Schmerzen klage. Doch oft sei es besser, einfach zuzuhören. "Das Aushalten ist die am schwersten zu erlernende Eigenschaft, die ich am Sterbebett brauche."

Die Ehrenamtlichen in der Hospizbewegung sollten auch immer ihre eigenen Grenzen im Blick behalten. "Wichtig ist, dass sie in ihrer Arbeit von qualifizierten Supervisoren begleitet werden", ergänzte Peschke. "Da wünschte ich mir noch klarere Standards."

Landesweit engagieren sich der Pastorin zufolge rund 18.000 Frauen und Männer ehrenamtlich in der ambulanten Hospizbewegung und den 27 stationären Hospizen. "Die Hospizarbeit ist gut in das Gesundheitswesen integriert." Einige Gruppen hätten mittlerweile sogar zusätzliche Angebote wie etwa Trauercafés ins Leben gerufen, die Menschen nach dem Verlust von Angehörigen begleiten. Nachholbedarf bestehe dagegen bei den Hilfen in Pflegeheimen. "Da ist noch nicht alles so, wie wir es uns wünschen." Viele Heime hätten sich lange Zeit gescheut, die Türen für das Angebot von außerhalb zu öffnen. "Es ist eine Herausforderung, wie man damit umgeht."

Während die Hospizdienste den Menschen in den Heimen in deren letzter Lebensphase beistehen könnten, gebe es schon vorher eine Lücke, beklagte Peschke. "Es ist bereits ein Sterben von Beziehungen, wenn jemand aus seinem gewohnten Lebensumfeld gerissen wird und in ein Pflegeheim kommt." Zwar bildeten einige Heime mittlerweile eigene Besuchsdienste aus. "Aber ich wünschte mir, dass das gestärkt wird."

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen

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