Startseite Archiv Nachricht vom 19. Juli 2017

Die Angst vorm Älterwerden bekämpfen - Diskussionsveranstaltung zum Wohnen im Alter mit Bürgern und Geragogen

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St. Andreasberg. „Kann man in St. Andreasberg ohne Angst alt werden?“ Diese Frage stellte Pastor Walter Merz am vergangenen Donnerstag den Besuchern im Gemeindehaus der Martinigemeinde. Unter ihnen viele Andreasberger, die sich schon persönlich mit den Fragen des Altwerdens befassen oder in einigen Jahren befassen müssen. Dazu eine Arbeitsgruppe Geragogik, die sich wissenschaftlich mit diesem Thema auseinandersetzen. (* Geragogik bezeichnet die Wissenschaft der Bildung im Alter, setzt sich also mit Konzepten des lebenslangen Lernens auseinander und will auf den Ruhestand und das Alter vorbereiten.)

Gemeinsam mit Dr. Hartmut Wolter von der Freien Altenarbeit Göttingen stellten sie sich an diesem Abend der Frage, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit Menschen in kleineren Orten möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen können. Die Freie Altenarbeit Göttingen ist ein seit 30 Jahren bestehender Verein, der sich in Stadt und Landkreis Göttingen mit diesem Thema auseinandersetzt und auch Beratungen im Umland anbietet, bei denen viele Denkansätze vorgestellt werden, die Alternativen aufzeigen zum entweder allein im viel zu großen Haus zu wohnen oder zähneknirschend in ein Heim zu ziehen.

„Wir verzapfen so einiges“, stellte Dr. Wolter die Arbeit vor, unter anderem eine Alten-WG, die für viele ältere Menschen ein vorstellbares Wohnkonzept darstellt. Grundsätzlich lasse sich baulich und auch über Nachbarschaftshilfe vieles regeln, damit die eigenen vier Wände ein altersgerechtes Zuhause werden. Allerdings fehlt im ländlichen Raum häufig die Infrastruktur, so dass viele Wege länger und beschwerlicher werden. Besonders die Wege in St. Andreasberg scheinen für manche mit jedem Lebensjahr steiler zu werden, wurde angemerkt.

Auch hier gibt es vielerlei Modelle wie beispielsweise ehrenamtliche Bürgerbusse, mit denen manches ausgeglichen werden kann, stellte Wolter fest. Grundsätzlich wissen viele Harzer die Natur, die gute Luft, die Gemeinschaft in den hiesigen Orten zu schätzen, so dass sie nicht weg wollen oder zum Teil auch im Alter wieder herziehen, merkte Pastor Merz an, doch andere wiederum ziehen weg, weil eben urbane Strukturen doch mehr Möglichkeiten bieten.

Letztlich gelte es, miteinander ins Gespräch zu kommen, die jeweiligen Bedürfnisse im Dorf oder in der Stadt herauszufinden und dann darauf aufbauend Angebote zu schaffen, die zum einen Fehlendes ausgleichen, zum anderen aber auch so angenommen werden, dass sie Bestand haben. „Ich sehe ganz viele Chancen“, machte Dr. Wolter den Zuhörern Mut und in der anschließenden Diskussion wurde auch deutlich, dass die Andreasberger ihre Stadt lieben und es oft nur Kleinigkeiten sind, die das Leben für Ältere erschweren.

So hat sich die Kirchengemeinde beispielsweise intensiv mit dem Thema Mobilität auseinandergesetzt und dabei herausgefunden, dass es vor allem ein Angstfaktor denn ein konkretes Problem ist. Letztlich gibt es hier nämlich funktionierende Nachbarschaftsnetzwerke, die einen Arztbesuch oder Einkaufsbummel im benachbarten Bad Lauterberg relativ unkompliziert machen, wenn man denn nur miteinander spricht. Dabei kann der Kirchengemeinde als Vermittler und Forum für alle Generationen eine wichtige Rolle zukommen.

Aus diesem Grund, kündigte Pastor Merz an, sollte dieser Abend auch nur ein Beginn für darauf aufbauende Veranstaltungen sein, die sich des Themas annehmen. Aufzuhalten ist der demografischen Wandel vermutlich nicht, doch es gibt deutlich mehr Möglichkeiten als Angst und Resignation, um ihm zu begegnen.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land