Startseite Archiv Nachricht vom 20. Juni 2017

"Luther hätte mitgesungen"

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Bisperode. „Das war einzigartig“, freut sich Christoph Pannek. Klar: Die Texte und die Noten von diesem Konzert sind verfügbar. Die Lieder kann jeder singen. „Aber die Stimmung und das Gefühl von heute, die waren einmalig“, strahlt der Kirchenkreiskantor. 300 Menschen sind am Sonntagnachmittag in die St. Peter und Paul Kirche Bisperode gekommen. GrundschülerInnen, Erwachsene, SeniorInnen. Die Sonne scheint, die MusikerInnen sind bereit und die Verantwortlichen gespannt. Denn für das Konzert „Unser Luther“ haben sie fast zwei Jahre geplant. Ob aber alle tatsächlich mitspielen, das war bis zuletzt unklar.

Die Idee kam beim Jubiläum des Kirchenchors. Musikgruppen aus den Gemeinden am Ith, Coppenbrügge und Ith-Nesselberg sangen ein Ständchen. „Das führte uns vor Augen, wie viele Menschen hier eigentlich Musik machen“, erinnert sich Pannek. Das wollte er zeigen. Er hatte ein Ziel: Ein gemeinschaftliches Konzert. Alle sollten singen. Miteinander und füreinander. In Pastorin Martina Frost und Christiane Rau aus dem Kirchenvorstand fand er ebenso musikbegeisterte Mitstreiterinnen. Zusammen trugen sie die Idee in die Gemeinden.

Bald wuchs die Liste der Unterstützer. Der Kinderchor der Grundschule Bisperode. Die Rhythmus-Kids aus der St. Peter und Paul Gemeinde. Die vereinigten Posaunenchöre Harderode, Hohnsen und Coppenbrügge. Der Gitarrenkreis aus der Gemeinde am Ith. Der Kirchenchor Coppenbrügge. Der Chor Nesselberger Ton aus Brünichhausen. Der Singkreis am Ith. Organist Hendrik Rau.

80 Musiker und Musikerinnen machen schließlich mit beim Konzert, das zu den Sonderveranstaltungen des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld zum 500-jährigen Reformationsjubiläum gehört. Musikalisch erzählen sie die Lebensgeschichte Martin Luthers. Von der Kindheit unter dem strengen Vater über die Hinwendung zum Glauben bis zum Bruch mit Kirche und Kaiser sowie schließlich zum Augsburger Bekenntnis. Die Rhythmus-Kids vertonen zum Beispiel das Gewitter, welches Luther zu Gott führte. Zur Heirat mit Katharina von Bora erklingt der Hochzeitsmarsch.

Aber Christoph Pannek wäre nicht Christoph Pannek, wenn er den BesucherInnen lediglich etwas vorspielen würde. Er will, dass alle Menschen singen. „Die singende Gemeinde war immerhin ein Ideal von Luther“, erzählt er. Der Reformator hat  nicht nur selbst gedichtet und komponiert, sondern zusätzlich kirchliches Liedgut ins Deutsche übertragen. Deswegen ermutigt Pannek stets zum Mitsingen, Mitklatschen, Mitmachen. Ob die Menschen sich darauf einlassen, weiß er vorher nie. In Bisperode springt seine Begeisterung aber schnell auf die BesucherInnen über.

Vom gemeinschaftlichen Singen ist niemand ausgeschlossen. Im Chor trauen sich selbst schüchterne „DuschsängerInnen“, aus voller Kehle mitzumachen. „Es geht dabei nicht darum, perfekt zu sein“, winkt Pannek ab. Das ist nicht sein Anspruch. „Wir können keine Anna Netrebko nach Bisperode holen – brauchen wir auch gar nicht."

Die Offenheit sowohl für den Zugang als auch den Ausgang machen die Qualität für ihn aus. Die Menschen merken selbst unmittelbar, was sie zusammen schaffen und wozu sie gemeinschaftlich fähig sind. „Mit diesem Gefühl sollen sie nach Hause gehen. Das kann ähnlich erfüllend sein wie nach dem Genuss einer Wagner-Oper“, freut sich Pannek. Er ist sich sicher: Wäre Luther bei „seinem“ Konzert dabei gewesen, es hätte ihm gefallen.

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