Startseite Archiv Nachricht vom 12. März 2017

Netzwerk „Christlich-jüdischer Dialog in Niedersachsen“ fragt nach den Bedingungen für einen Dialog

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Hannover. Die Voraussetzungen für das Gelingen des interreligiösen Gesprächs waren am Mittwoch Thema des Netzwerkes Christlich-jüdischer Dialog in Niedersachsen. Auf dem Jahrestreffen des Netzwerkes in Hannover diskutierten rund 20 Aktive des Dialogs von der Rabbinerin über den Pastor bis hin zur Ehrenamtlichen zudem aktuelle Erklärungen zum Verhältnis von Kirche und Judentum.

Die Gastreferentin MMag. Dr. Edith Petschnigg von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems berichtete von ihrer Untersuchung vier verschiedener Dialoginitiativen von der Jüdisch-christlichen Bibelwoche Bendorf/Georgsmarienhütte bis hin zur Christlich-jüdischen Sommeruniversität Berlin. Eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen des Dialoges ist demnach, solche Initiativen von Grund auf dialogisch anzulegen, also gemeinsam mit dem Dialogpartner zu planen und durchzuführen. Hinzu kommen gleich mehrere individuelle Voraussetzungen der Dialogpartner wie zum Beispiel das Wissen über die eigene Tradition und die des Gegenübers sowie den Respekt davor. Auch die Akzeptanz der Differenzen gehört zum Gelingen unabdingbar dazu.

Entscheidend ist außerdem, dass die Veranstaltungen sich nicht zu christlichen Treffen mit Fortbildungen über die jüdische Religion und das Judentum entwickeln. Ein auch von anderen Initiativen bekanntes Problem birgt die Abhängigkeit von zu dominanten Gründungs- und Leitungspersonen. Nach deren Ausstieg aus dem Projekt kann der Fortbestand der Dialoginitiative in Frage stehen.

Kritik gab es bei dem Treffen an der jüngsten Erklärung der EKD zum Verhältnis von Kirche und Judentum. Das Papier mit dem Titel „... der Treue hält ewiglich.“ (Psalm 146.6) – Eine Erklärung zu Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes. Rabbiner Gábor Lengyel von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover hätte sich eine deutlichere Absage wie zum Beispiel mit den klaren Worten „Wir sind gegen Judenmission“ gewünscht.

Kritisch diskutiert wurde auch die vatikanische Erklärung „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“ von 2015 in der die theologischen Fragestellungen in den katholisch-jüdischen Beziehungen reflektiert werden. Hier stieß die Aussage der Heilsuniversalität Christi bei manchen Teilnehmenden auf Widerspruch.

Darüber hinaus zeigte das Treffen, dass Christinnen und Christen im Dialog mit Jüdinnen und Juden auch weiterhin darauf achten müssen, die jüdische Tradition nicht für sich zu vereinnahmen. Die Rede von „Christus als lebendiger Thora“ beispielsweise wurde von der Hamelner Rabbinerin Ulrike Offenberg so empfunden. Von jüdischer Seite brachte Lengyel die Abgrenzung pointiert auf den Punkt. „Wir Juden haben mit dem Jesus nichts zu tun“, sagte der Rabbiner.

Katrin Großmann, Beauftragte für den interreligiösen Dialog im Bistum Osnabrück, betonte schließlich die Veränderungen im Dialog durch den zunehmenden zeitlichen Abstand zur Shoa. Erinnerung gehöre zum Dialog dazu, betonte sie. Für jüngere Generationen gehe es jedoch mehr um „das Gestalten der Beziehung in der Gegenwart“. Das jedoch stößt in vielen Städten und Gemeinden auf Grenzen, da – bedingt durch die Shoa – meist nur wenige Jüdinnen und Juden vor Ort leben. „Ihr seid das Sprachrohr des Judentums in Deutschland“, sagte Lengyel daher sogar.

Das nächste Treffen des Netzwerkes ist für 2018 in Planung. Die Dialoginitiative geht aus vom Arbeitsfeld Kirche und Judentum des Hauses kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.                                                                             

Stefan Heinze, Öffentlichkeitsarbeit im Arbeitsfeld Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste