Startseite Archiv Nachricht vom 20. Februar 2017

Buchautor Speit warnt vor einem Unterschätzen der neuen rechte Bewegungen

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Hannover. Die neuen Ideologien am rechten Rand der Gesellschaft sind nach Ansicht der hannoverschen Regionalbischöfin Petra Bahr nicht nur für Minderheiten wie Flüchtlinge eine Gefahr. "Es ist ein dezidierter Angriff auf unser System parlamentarischer Demokratie", sagte die evangelische Theologin am Freitag in Hannover bei der Vollversammlung der Initiative gegen Rechtsextremismus der hannoverschen Landeskirche. Der Angriff gelte zudem der Rechtsstaatlichkeit, der Unabhängigkeit von Medien und Richterschaft sowie der Religionsfreiheit. "Es steht eben gerade für uns alle etwas auf dem Spiel."

Bahr rief dazu auf, Menschen zu unterstützen, die sich etwa in abgelegenen Dörfern gegen Rechtsextremismus einsetzen und dafür angefeindet werden. Der Bürgermeister, die Kinderärztin oder Pastoren müssten geschützt werden. Auch Menschen von außerhalb müssten dann zu Hilfe kommen. "Wir können da nicht abwarten und wir können es auch nicht delegieren an die Dorfgemeinschaft."

Der Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit warnte, die neuen Bewegungen am rechten Rand seien lange unterschätzt worden. Noch immer präge das Klischee "Glatze, Bomberjacke, Springerstiefel" und damit "dumm, gewaltbereit und männlich" die Vorstellung von Rechtsextremisten. "Aber das war immer nur ein Teil der Szene", sagte Autor des Buches "Bürgerliche Scharfmacher. Deutschlands rechte Mitte - von AfD bis Pegida". "Und dass wir das nicht sehen, macht es den anderen so einfach."

So scheue auch in Niedersachsen die dort intern stark zerstrittene AfD sich nicht davor, sich weit rechts zu positionieren. Es bestünden Verbindungen aus der Partei zur "Identitären Bewegung". Der als äußerst rechts geltenden "Freundeskreis Thüringen-Niedersachsen" sei im Raum Göttingen unter anderem auch von AfD-Kadern mit einwickelt worden.

Auch innerhalb der Kirchen bleibe die Auseinandersetzung etwa mit der AfD eine Herausforderung, sagte Speit. So habe die Partei in Süddeutschland auch einen großen Zuspruch aus dem Milieu fundamentalistischer Christen.

Der Ende 2010 gegründeten Initiative "Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus" der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland gehören nach Angaben von Geschäftsführer Pastor Jürgen Schnare mehr als 600 Einzelpersonen, Organisationen und Arbeitsgruppen an. Sie setze sich mit Blick auf die Kirchenvorstandswahlen im kommenden Jahr auch mit dem Umgang mit Kandidaten aus dem rechten Milieu auseinander. "Man kann ja nicht einfach verbieten, dass Menschen, die der AfD nahestehen, kandidieren", sagte Schnare. "Aber was sie sagen und tun, muss natürlich auf den Prüfstand gestellt werden."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen