Startseite Archiv Nachricht vom 28. Januar 2017

Zukunftswerkstatt auf der Grünen Woche mahnt Nachhaltigkeit und Werteorientierung an

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Berlin. Landesbischof Ralf Meister hat auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin das immer weitere Wachstum der Konsumgüterindustrie kritisiert. „Wenn wir über Nachhaltigkeit nachdenken, müssen wir über Gottes Schöpfung nachdenken“, sagte Meister bei einer Veranstaltung der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft  vor rund 300 Gästen. „Wir brauchen eine Ethik des Genug“.

Das Motto der Zukunftswerkstatt 2017 lautete: „Nachhaltigkeit und Werteorientierung werden Erfolgsfaktoren für Wissensstandorte“. Ulrich Löhr, Vorstandsvorsitzender der Marketinggesellschaft, verwies eingangs auf die Dimensionen der Idee: ökologisch, ökonomisch und sozial. Die drei Faktoren müssten zusammen gedacht werden, ein Mammutprojekt für die Zukunft. „Bis auf Weiteres sind staatliche Transfers nötig“, forderte Löhr finanzielle Unterstützung.

Drei Beispiele für aktuelle Nachhaltigkeitsstrategien präsentierte dann Prof. Dr. Matthias Kussin von der Fakultät für Agrarwissenschaften an der Hochschule Osnabrück. So habe sich ein Gänsemäster aus der Region Vechta im Sinne einer besseren Ressourcen-Nutzung zum „Wurststopfer“ entwickelt, setze konsequent auf handwerkliche Verarbeitung, den Einsatz von Ökostrom und verzichte auf Phosphat sowie Gentechnik. Absolventen seiner Hochschule seien in Asien in die Lehre gegangen und arbeiteten an der Produktion und Vermarktung von Burgern aus Insekten. Ein weiteres Start-up-Unternehmen habe einen Online-Bauernmarkt für ernährungsbewusste und regional verbundene Menschen entwickelt, eine Art „Grünes Amazon“.

Wie das Ziel der Nachhaltigkeit umgesetzt und begleitet werden kann, war auch Thema der folgenden Podiumsdiskussion. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies sah im nachhaltigen Wirtschaften einen Standortvorteil. Landwirtschaftsminister Christian Meyer unterstrich: „Wer nicht nachhaltig wirtschaftet, ist schnell weg.“

Zur sozialen Dimension von Nachhaltigkeit gehöre ein angemessenes Einkommen für die Landwirte ebenso wie eine gerechte Entlohnung von Verkäuferinnen und Mitarbeitenden in der Gastronomie. Nicht ohne Stolz verwies Meyer darauf, dass inzwischen nahezu alle 38 Ziele des niedersächsischen Tierschutzplans erreicht seien. Jedes zweite Freiland- bzw. Bio-Ei in Deutschland etwa komme heute aus Niedersachsen, seit Jahresende 2016 sei das sogenannte Schnabelkürzen bei Hühnern verboten. In Zukunft müssten die Verbraucher noch besser über Nahrungsmittel informiert werden. „Wir brauchen eine ehrliche Kennzeichnung“, forderte der Minister. Es gehe nicht an, dass ein Produkt als „Weidenmilch“ verkauft werden dürfe, wenn die Kühe nie auf einer Weide gestanden hätten. „Nur weil sie das Gras von der Weide futtern.“

„Irgendwann haben wir gemerkt, dass unsere Mitarbeiter die eigenen Produkte nicht mehr kauften“, berichtete Felix Ahlers, Vorstandsvorsitzender des Tiefkühlkosterzeugers Frosta AG. Tatsächlich habe die Firma irgendwann nur noch Lebensmittelchemiker statt Köche beschäftigt. Seit 2003 verzichtet das Unternehmen auf den Einsatz von Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und Aromen, die Herkunft der Zutaten werde ausnahmslos deklariert. „Nach einer Krise sind wir heute wieder erfolgreich“, so der Familienunternehmer.

Anders als Ahlers hat McDonald‘s seinen Strategiewechsel nicht durchgehalten. Der Bio-Burger habe sich „solide verkauft“, umschrieb Philipp Wachholz den mäßigen Erfolg. Deshalb sei das Produkt nach kurzer Zeit wieder vom Marktgenommen worden. Bio-Rindfleisch sei für die Fastfood-Kette „noch eine Nische“, gestand der Unternehmenssprecher von McDonald’s Deutschland. Der Gast bestimme, welche Produkte das Unternehmen biete.

Ein Argument, dem Landesbischof Meister nur bedingt folgen mochte. Zwar gebiete die Freiheit des Individuums Respekt vor der Kaufentscheidung des Einzelnen. Doch für die Zukunft sei er optimistisch. „Nachhaltigkeit ist der Auftrag zu einem Lernweg für die ganze Menschheit.“

Erzbischof Heße wies darauf hin, dass sich die Sicherheitslage in Afghanistan im Verlauf des letzten Jahres weiter verschlechtert habe: „Die innerstaatlichen bewaffneten Konflikte in Afghanistan haben sich zugespitzt, zugleich hat auch die Zahl der innerhalb des Landes in die Flucht getriebenen Menschen zugenommen.“ Da immer mehr Binnenvertriebene in der afghanischen Hauptstadt Kabul Schutz suchten, sei auch dort die Situation schwieriger geworden. „Die Berichte des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen und weiterer internationaler Organisationen deuten darauf hin, dass Rückführungen nach Afghanistan humanitär unverantwortlich sind. Wenn die Sicherheitslage prekär ist, sind auch die Menschenrechte in Gefahr“, betonte Präses Rekowski. Auch die Internationale Organisation für Migration und das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen würden von einer erheblichen Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan und teilweise bürgerkriegsähnlichen Zuständen berichten.

Die beiden Kirchen sprechen sich nicht grundsätzlich dagegen aus, dass Personen, die in Deutschland keine Bleibeperspektive haben, in ihre Heimat zurückgeführt werden. Abschiebungen in lebensgefährliche Gebiete seien jedoch inakzeptabel, so Erzbischof Heße und Präses Rekowski. „Wenn ein Asylbewerber infolge eines fairen rechtsstaatlichen Verfahrens in seine Heimat zurückkehren muss, trägt unser Land die Verantwortung für sein Wohlergehen. Es muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob Gefahren für Leib und Leben drohen und ob eine Rückkehr tatsächlich zumutbar ist“, hoben Erzbischof Heße und Präses Rekowski hervor. Rückgeführte Personen sollten weiterhin dabei unterstützt werden, für sich und ihre Familien ein menschenwürdiges Leben aufzubauen.

Hartmut Merten, Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Lüneburg der Landeskirche Hannovers

Internationale Gründe Woche

Informationen zur Internationalen Grünen Woche 2017 in Berlin finden Sie hier: