Startseite Archiv Nachricht vom 16. Januar 2017

Margot Käßmann kritisiert "Glaubenstests" deutscher Behörden

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Hannover. Reformations-botschafterin Margot Käßmann hat sogenannte Glaubenstests für konvertierte Flüchtlinge durch deutsche Behörden scharf kritisiert. "Es ist unerträglich, wenn Behörden meinen, Christinnen und Christen, die in Deutschland getauft wurden, einem Glaubenstest unterziehen zu können", sagte sie am Sonnabend bei einem interkulturellen Weihnachtsfest in Hannover. "Es gibt eine Trennung von Kirche und Staat in Deutschland", betonte Käßmann und fügte hinzu: "Über ein Taufbegehren entscheidet ein Pfarrer oder eine Pfarrerin mit der Gemeinde und nicht ein staatliches Formular."

Bei diesen Überprüfungen würden Menschen zum Beispiel gefragt, ob sie die unterschiedliche Zählweise der Zehn Gebote bei Juden, Lutheranern und Reformierten erläutern könnten, sagte die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Eine Behörde will so prüfen, ob ein getaufter Iraner ein 'richtiger Christ' ist." Viele dieser Fragen könnte auch ein in Deutschland aufgewachsener Christ nicht beantworten. "Menschen, die sich entschließen, zum christlichen Glauben zu konvertieren, brauchen unsere besondere Begleitung und Unterstützung, unseren Schutz", hob die einstige EKD-Ratsvorsitzende hervor.

In allen Kirchengemeinden, die sie in den vergangenen Jahren deutschlandweit besucht habe, sei sie auf ein großes Engagement für die Flüchtlingsarbeit gestoßen, sagte Käßmann. "Und diese Gastfreundschaft macht nicht Halt beim Nachweis des christlichen Glaubens." Es sei eine Bereicherung, dass in Deutschland inzwischen Christinnen und Christen unterschiedlicher Herkunft lebten. "Wir wissen, dass wir uns als reformatorische Kirche ständig erneuern müssen, und vielleicht geschieht diese Erneuerung in unserer Zeit durch die Zuwanderung in unserem Land."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen