Startseite Archiv Nachricht vom 26. Dezember 2016

"Heilsame Unterbrechung" von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

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Feste zu feiern tut uns wohl. Weihnachten ist solch eine wohltuende Unterbrechung. Wer zusammengehört, kommt zusammen. Wir essen und trinken gut, tragen festliche Kleidung, lange bewährte Abläufe werden möglichst nicht geändert. Für eine Weile ist der Alltag ausgesperrt. Und es ist kein bisschen schlimm, wenn wir uns zu Weihnachten plötzlich besonders Mühe geben. Schlimm ist höchstens, dass wir es sonst nicht tun.

Weihnachten ist eine heilsame Unterbrechung des Alltags. Und die haben wir dringend nötig. Vielleicht nach langen und anstrengenden Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest. Vielleicht, weil der Alltag Lasten zu tragen gibt, die zu schwer sind. Und in jedem Fall, weil es unsere friedlose Welt dringend nötig hat, dass sie in ihrem Tun unterbrochen wird.

Wenn wir immer nur hören, was wir schon kennen, werden wir müde oder zynisch. Wenn wir uns immer nur selber wiederholen, werden wir albern. Erst wenn wir uns dazwischenreden lassen, werden wir vielleicht endlich einmal still  (Christina Brudereck).

„Dass es so weiter geht, ist die Katastrophe“, sagt der Philosoph Walter Benjamin. Und: „Die Rettung hält sich an den kleinen Sprung.“ Zu Weihnachten feiern wir ein kleines Kind, von dem die Engel singen, es sei der Retter. Der „kleine Sprung“ in der Geburt eines Kindes – eine Unterbrechung unseres Alltags durch Gottes große Liebe zu seinen Menschen. Durch diese Unterbrechung ist die Nacht nicht endlos. Gott kommt uns nahe. Es geht für Gott nicht einfach so weiter wie bisher. Und für uns Menschen auch nicht. Wir müssen nicht mehr immer nur die gleichen Nachrichten hören von Krieg und Flucht, von Terror und Gewalt. Zu Weihnachten unterbricht der Engel die stets gleichen Nachrichten: „Ehre sei Gott in der Höhe! Und Friede auf Erden.“ Diese Worte unterbrechen uns, bringen einen göttlichen Einspruch gegen alles Kriegen und Polemisieren und Rechtbehalten. Die heilsame Unterbrechung zu Weihnachten birgt die Chance, in Gottes Geschichte der Liebe zu uns zur Ruhe zu kommen.

Ja, nach jedem Fest, nach jeder Unterbrechung geht der Alltag weiter. Vordergründig ist dann wieder alles wie vorher. Die Probleme sind nicht verschwunden, die Nachrichten im Januar werden vermutlich kaum besser sein als derzeit. Aber die weihnachtliche Unterbrechung kann Menschen verwandeln. Der Blick auf das Kind kann eine andere Hoffnung geben. Neues Gottvertrauen, eine innere Zuversicht wächst. Die Hoffnung bewahrt davor zu resignieren. Sie gibt immer wieder Kraft, für Frieden und Toleranz einzutreten.

Ich wünsche Ihnen zu Weihnachten eine gesegnete, heilsame Unterbrechung des Alltages.

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Stade