Startseite Archiv Nachricht vom 21. Dezember 2016

800 Menschen bei Gottesdienst in der Berliner Gedächtniskirche

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Berlin. Mit einem Gottesdienst in der Berliner
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist am Dienstagabend der Opfer des
verheerenden Anschlags auf den dortigen Weihnachtsmarkt mit zwölf
Toten gedacht worden. An dem ökumenischen Gottesdienst nahmen rund
800 Besucher teil. Darunter waren Bundespräsident Joachim Gauck,
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert
(beide CDU), Bundesratspräsidentin Malu Dreyer, Bundesaußenminister
Frank-Walter Steinmeier (beide SPD), Bundesinnenminister Thomas de
Maizière (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller
(SPD) sowie Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch, ein Rabbiner
und mehrere Imame.

Der Bischof der Evangelischen Kirche
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, erinnerte
in einer kurzen Ansprache daran, dass am Montagabend in der
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gerade der Bach-Chor seine Stücke für
das Weihnachtsfest probte, als sich wenige Meter entfernt der
schreckliche Anschlag ereignete, der zwölf Menschen das Leben
kostete. Mit dem Gottesdienst solle der Opfer gedacht und den
Trauernden gezeigt werden: "Ihr seid nicht alleine in Eurer Trauer!
Wir stehen an Eurer Seite in Eurem tiefen Schmerz."

Gleichzeitig stellten sich Fragen danach, was hinter der Tat
steckt und wie das passieren konnte, sagte der evangelische Bischof.
Er fügte hinzu: «In all dem Schrecken des gestrigen Abends bin ich
dankbar, dass die Sicherheitskräfte, Rettungsteams und die
Notfallseelsorge so schnell und umsichtig reagiert haben.» Sie hätten
Hilfe geleistet und dafür gesorgt, dass keine Panik ausbricht. Dröge
mahnte, jetzt zusammenzustehen: «Wir geben dem Terror nicht dadurch
recht, dass wir uns entzweien lassen, nur weil wir aus
unterschiedlichen Kulturen stammen oder auf verschiedene Weise
unseren Glauben leben oder unsere Weltanschauung pflegen.»

Der katholische Berliner Erzbischof Koch erinnerte an die
Weihnachtsgeschichte und sagte, die Mitte der Nacht sei zugleich der
Anfang eines neuen Tages: «Wir bleiben auf dem Weg und lassen
einander nicht los.» In der Gedächtniskirche wurde am Dienstag auch
ein Kondolenzbuch ausgelegt, in das sich binnen kurzer Zeit mehrere
Hundert Menschen eintrugen. Bundeskanzlerin Merkel besuchte am
Nachmittag gemeinsam mit weiteren Spitzenpolitikern den Anschlagsort
vom Montagabend.

epd

Politiker, Kirchen und muslimische Verbände rufen zu Zusammenhalt auf

Hannover/Bremen. Nach dem Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin ist auch in Niedersachsen und Bremen die Anteilnahme groß. Vertreter aus Politik, Kirche und muslimischen Verbänden äußerten sich am Dienstag tief betroffen. "Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer und bei den Verletzten", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Hannover. "Nun ist der Terror erneut näher an uns heran gerückt." Die Sicherheitsbehörden täten jedoch alles, um weitere Anschläge zu verhindern.

Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus.  "Die weihnachtliche Botschaft 'Fürchte dich nicht' droht angesichts von so viel Gewalt unsere Herzen nicht mehr zu erreichen", betonte der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist. "Und doch können uns nur das Gebet und das Innehalten vor Rache und bösem Denken bewahren."

Der leitende Bremer Theologe Renke Brahms sagte, weder Hysterie noch pauschale Schuldzuweisungen oder Wahlkampfgetöse seien jetzt angemessen. "Dies ist der Moment der Stille und des Zusammenhalts", unterstrich der evangelische Theologe. Auch der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns warb für Besonnenheit und eine "differenzierten Sicht der Ereignisse". Es habe sich um die menschenverachtende Tat eines Einzelnen gehandelt.

Der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher rief ebenfalls zum Zusammenhalt auf. "Als Christinnen und Christen fühlen wir uns verbunden mit allen Menschen guten Willens, die ihr Mitgefühl zeigen", sagte er im ostfriesischen Leer. "Wir werden auch widerstehen, wenn ganze Bevölkerungsgruppen stellvertretend kriminalisiert und für den Terror verantwortlich gemacht werden." Der Oldenburger Bischof Jan Janssen betonte, es sei wichtig, beharrlich auf "die Gemeinschaft im Miteinander der Menschen" zu setzen.

Muslime in Niedersachsen und Bremen verurteilten den Anschlag ebenfalls scharf. Taten wie diese könnten weder durch Religion noch durch Politik gerechtfertigt werden, betonten die Schura Niedersachsen und die Islamische Föderation Bremen in gleichlautenden Erklärungen. "Sie sind barbarische Attentate auf unschuldige Menschen und auf unsere Gesellschaft."

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sprach von einem "sinnlosen und feigen Akt" der Gewalt. "Es ist ein Anschlag auf unsere Freiheit, unsere Unbekümmertheit und unsere Freude am Leben."

Der Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Christian Weber (SPD) sagte: "Wir werden jetzt alles tun müssen, um nach Trauer, Anteilnahme, aber auch Wut über diese schreckliche Tat wieder zum friedlichen Zusammenleben zurückzufinden." In Bremen konnten sich die Menschen in ein Kondolenzbuch eintragen, das im Foyer des Landesparlamentes ausgelegt wurde.

Die Staatskanzlei in Hannover ordnete als Zeichen der Anteilnahme Trauerbeflaggung für öffentliche Gebäude in Niedersachsen an. Unter anderem im Braunschweiger Dom, in der Marktkirche in Hannover, der Oldenburger Lambertikirche und im evangelischen St. Petri Dom in Bremen war Gelegenheit, bei Andachten der Opfer und ihrer Angehörigen zu gedenken. Die Kirchen stehen jeweils im Zentrum der Weihnachtsmärkte in ihrer Stadt.

Über dem Hauptportal des Osnabrücker Doms sollten nach Angaben eines Bistums-Sprechers zwei Fahnen am Dienstag mit einem Trauerflor versehen werden. Bei den Weihnachtsmärkten zum Beispiel in Göttingen, Lüneburg, Lingen und Bremen sollte zum Gedenken an die Opfer von Berlin eine Schweigeminute abgehalten werden.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen