Startseite Archiv Nachricht vom 28. Oktober 2016

Museum eröffnet Ausstellung über früheren Bischof Lilje

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Hannover. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums erinnert das Historische Museum in Hannover in einer neuen Ausstellung an den früheren hannoverschen Landesbischof Hanns Lilje (1899-1977). "Lilje war eine der prägendsten kirchlichen Gestalten der Nachkriegsgeschichte in Deutschland", sagte Museumsleiter Thomas Schwark am Donnerstag. Er habe der evangelischen Kirche zahlreiche Impulse gegeben. Unter anderem gingen die Kirchentage in hohem Maße auf ihn zurück.

Zu sehen sind unter anderem großformatige Fotos, Dokumente und Urkunden aus Liljes Leben und Wirken wie etwa seine Doktorarbeit oder seine Ernennungsurkunde als Abt des Klosters Loccum. Hinzu kommen Exponate aus Liljes privatem Nachlass, etwa ein historischer Schlüssel des Rathauses von San Francisco, den er 1967 bei einem Besuch der US-amerikanischen Stadt geschenkt bekam. Gezeigt wird auch die goldgelb bestickte Mitra, die sich Lilje 1950 als Kopfbedeckung des Abtes anfertigen ließ. "Lilje hat gern auf sehr alte Symbole zurückgegriffen", erläuterte Schwark.

Der überzeugte Lutheraner Lilje war von 1947 bis 1971 evangelischer Landesbischof in Hannover und von 1952 bis 1957 Präsident des Lutherischen Weltbundes. Daneben nahm er weitere leitende Ämter in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und im Ökumenischen Rat der Kirchen wahr.

"Lilje war international als Brückenbauer anerkannt", sagte der Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung, Christoph Dahling-Sander. "Er wurde als jemand gesehen, der für Versöhnung steht." Die Grundlage dafür war sein Buch "Im finstern Tal", in dem er seine Gestapo-Haft 1944/45 reflektiert. Das Buch erfuhr zahlreiche Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt - sogar ins Chinesische. "Es traf den Nerv der Nachkriegszeit", sagte Dahling-Sander. Nach dem Krieg habe Lilje die Christen in der DDR zum inneren Widerstand gegen das dortige System aufgerufen.

Lilje wurde 1899 in Hannover als Sohn eines Diakons geboren. Zeitgenossen schildern ihn als begabten Redner, Prediger und Publizisten. 1927 wurde er Generalsekretär der Deutschen Christlichen Studenten-Vereinigung in Berlin, 1935 Generalsekretär des Lutherischen Weltkonvents. Als Mitglied der kirchenpolitischen Opposition gegen das NS-Regime war er vom 19. August 1944 bis Kriegsende in Berlin und Nürnberg inhaftiert.

Später zeichneten ihn elf Universitäten mit der Ehrendoktorwürde aus, unter anderem Edinburgh, Helsinki und Tacoma (USA). Lilje gründete die Wochenzeitung "Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt", die 2000 in das Magazin "Chrismon" überging. Er trieb maßgeblich den Umzug der Evangelischen Akademie in Hermannsburg nach Loccum nahe der Weser voran. Am Kloster Loccum liegt Lilje auch begraben.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Weitere Informationen

Die Ausstellung "Sehr evangelisch - Typisch Hannover?" wird am Sonntag (30. Oktober) um 11.30 Uhr eröffnet und läuft bis zum 6. August 2017. Landesbischof Ralf Meister spricht zur Eröffnung ein Grußwort. Zur Ausstellung ist ein umfassendes Begleitprogramm geplant.

Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag ab 10 Uhr geöffnet: dienstags bis 19 Uhr, mittwochs bis freitags bis 17 Uhr und am Wochenende bis 18 Uhr.

Zur Ausstellung wurde Hanns Liljes Buch "Im finstern Tal" überarbeitet und neu aufgelegt: 136 Seiten, Paperback, erschienen im Lutherischen Verlagshaus, Hannover 2016, 12,95 EUR, ISBN 978-3-7859-1206-5. Zudem ist eine neue Biografie über Hanns Lilje erschienen: Ralph Ludwig: Hanns Lilje. Ein frommer Weltbürger, 144 Seiten, gebunden, Wichern-Verlag, Berlin 2016, 14,95 Euro, ISBN 978-3-88981-423-4