Startseite Archiv Nachricht vom 09. September 2016

Strukturkrise in den Dörfern: Landwirtschafts-Pastorin rät zum Dialog

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Neuenwalde/Kr. Cuxhaven. Die hannoversche Landwirtschaftspastorin Ricarda Rabe hat Alteingesessene und Neubürger in den Dörfern vor dem Hintergrund der herrschenden Strukturkrise auf dem Land zum Dialog ermutigt. Jammern über das fortschreitende Höfesterben helfe nichts, sagte die leitende evangelische Theologin am Mittwoch bei einem Treffen zwischen Bauern und Kirchenvertretern im Kloster Neuenwalde zwischen Cuxhaven und Bremerhaven. "Nicht weggucken, sondern genau hinsehen und miteinander reden", sagte Rabe, die selbst von einem Hof stammt.

Rabe zufolge sind noch 1,5 bis 2 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland Landwirte. "Ein bis zwei unter hundert - und es werden kontinuierlich weniger." Bis zu fünf Prozent der Betriebe schlössen jedes Jahr das Hoftor endgültig. Die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe steige. Die Veränderung komme nicht langsam. "Es ist mehr, gerade im Bereich der Milchviehhalter. Es ist eine Strukturkrise, vielleicht sogar ein Strukturbruch." Mit den Höfen sterbe vieles, was das Bild vom ländlichen Räumen präge: "Abwechslungsreiche Feldmark. Kühe auf den Weiden. Menschen, die im Dorf arbeiten, tagsüber ansprechbar sind, etwa für Feuerwehreinsätze."

Viele Menschen, die neu in die Dörfer zögen, seien weit weg von der Landwirtschaft. "Auf der einen Seite erwarten sie ein Bullerbü-Idyll mit Hühnern auf dem Misthaufen und Schweinen in der Suhle. Auf der anderen Seite beschweren sie sich, wenn es denn mal stinkt." Die Landwirte sähen sich vielfach dem Generalverdacht der Tierquälerei und der Umweltsauerei ausgesetzt.

Anders als früher müssten deshalb Landwirte heute erklären und zeigen, was auf ihren Höfen passiere, damit sie im Dorf ihren Stand behielten. "Die Zeiten sind einfach vorbei, in denen ohne zu fragen akzeptiert worden ist, wenn nachts um drei Uhr noch die Erntewagen durch den Ort brettern oder wenn samstags Gülle ausgebracht wird." Und auch nicht jeder, der sich kritisch mit der heute praktizierten Landwirtschaft auseinandersetze, sei ein Ökospinner, betonte Rabe. Viele wollten den Landwirten nichts Böses, fragten aber, ob Bauern nicht besser mit kleineren Betrieben ihr Auskommen hätten.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen