Startseite Archiv Nachricht vom 20. April 2016

EKD-Chef äußert Lob und Kritik zum Papst-Schreiben zur Familie

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Hannover/Hamburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lobt Papst Franziskus für dessen Aussagen zu Ehe und Sexualität. "Mir gefällt der markante Ton von Franziskus, wenn er davor warnt, abstrakte moralische Normen zu propagieren. Das habe ich so deutlich noch von keinem Papst gehört", sagte Bedford-Strohm in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" mit Blick auf das jüngste Papst-Schreiben "Amoris laetitia" (Die Freude der Liebe). Enttäuscht sei er allerdings von der Passage zu konfessionsverbindenden Ehen.

Dort hätte er sich eine Öffnung der Eucharistie für katholisch-evangelische Paare gewünscht. In dem Papst-Schreiben werde wiederholt, beim Abendmahl hätten sich konfessionsverbindende Ehen nach den katholischen Regeln zu richten, fügte Bedford-Strohm hinzu: "Nur in Ausnahmefällen sollen sie es zusammen feiern. Da würde ich mir ein neues Zeichen wünschen: Die Eheleute sollen nicht nur ihr Bett teilen dürfen, sondern auch am Tisch des Herrn gemeinsam willkommen sein."

Der EKD-Ratsvorsitzende trifft am Donnerstag im Vatikan mit dem katholischen Kirchenoberhaupt zusammen. Es ist das erste Treffen Bedford-Strohms mit Franziskus.

Zum Thema Scheidung sagte Bedford-Strohm, dort sei in der Kirche noch mehr Demut nötig: "Denn scheitern kann jeder. Niemand darf sich einbilden, dass ihm das nicht passieren kann. Wir müssen aufhören, über andere zu richten." Beide Konfessionen müssten die brisante Frage beantworten: "Wie gehen wir mit dem Scheitern um?"

Für homosexuelle Partnerschaften wünscht sich Bedford-Strohm mehr Toleranz und Offenheit. Dort gebe es noch Konfliktpotenzial, nicht nur in der römisch-katholischen Kirche sondern auch in protestantischen Kirchen, etwa in Afrika. Ihn störe, dass "Sexualität noch so häufig mit Sünde verbunden wird", fügte Bedford-Strohm hinzu: "Wir sollten lieber über Sünde reden, wenn Hunderte Menschen im Mittelmeer ertrinken."

Die Kirchen dürften nicht mit ihren "Idealen über die Lebenswelt vieler Menschen hinwegsegeln". Die Ehe habe sich bewährt, sagte Bedford-Strohm, "aber wir sind nicht nur für Verheiratete da. Wir müssen unsere Leitbilder auf alle Lebensformen anwenden." Auch Papst Franziskus weise den "alten Richtergeist zurück, gerade in der Sexualität. Dort sind wir besonders verletzlich", betonte der EKD-Ratsvorsitzende, der auch bayerischer Landesbischof ist.

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