Startseite Archiv Nachricht vom 29. Januar 2016

"Keiner schreit im Februar nach Osterhasen"

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Lüneburg (epd). Ostern wird in diesem Jahr schon Ende März und damit verhältnismäßig früh gefeiert. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass schon im Januar Schoko-Eier und -Hasen in den Supermarktregalen zu finden sind. Das Argument mancher Händler, die Kunden wünschten das so, trifft nach Ansicht des Lüneburger Wirtschaftspsychologen Martin Lohmann allerdings nicht zu. "Es ist albern anzunehmen, dass ein klarer Konsumentenwunsch dahinter steckt", sagt der Professor der Leuphana Universität Lüneburg im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Ob Osterhasen oder Adventskalender, Saisonprodukte stehen immer früher in den Supermarktregalen. Wollen die Kunden das?

Lohmann: Grundsätzlich ist es so, dass der Handel vorlegt und dann kommt die Nachfrage. Es läuft sicher niemand im Februar durch den Laden und schreit, wo sind die Osterhasen? Es gibt aber eine positive Stimmung, die mit Ereignissen wie Festtagen verknüpft ist. Wenn ein Händler das nutzt, ist das völlig verständlich. Nach Ostern wird er die Sachen ja nicht mehr los.

epd: Aber die Sachen werden offenbar gekauft, oder?

Lohmann: Ja, hätten die Händler damit schlechte Erfahrungen gemacht, dann gäbe es das nicht. Mit der menschlichen Motivation ist es so, dass wir ein Bedürfnis erkennen, wenn wir darauf hingewiesen werden. Der Hinweis kann von innen kommen, etwa durch ein Hungergefühl. Er kann aber auch von außen kommen, durch die Auslage im Supermarkt. Dann wird Aufmerksamkeit geweckt und eventuell zugegriffen. Dabei habe ich noch nie jemanden gefunden, der Ostersachen kurz nach Weihnachten gut findet.

epd: Einige Menschen stören sich sogar daran, dass es die Ostereier oder Weihnachtsmänner so lange vor dem Fest gibt. Helfen Protest-Kampagnen, wie sie die evangelische Kirche schon einmal mit Blick auf die Adventszeit gestartet hatte?

Lohmann: Der einzelne Händler kann sich da nicht raushalten. Gesellschaftlich betrachtet besteht ein Konflikt. Wenn ein Fest zeitlich so stark ausgeweitet wird, birgt dies das Risiko, dass es von seinem Reiz verliert. Kampagnen gegen so einen Trend können aber nur zum Teil Einfluss nehmen. Wenn etwa die Kirchen sich dagegen stemmen, bestärkt das vor allem diejenigen, die ohnehin derselben Ansicht sind. Für andere ist das eher ein Beleg dafür, dass Kirchen sich in Dinge einmischen, die sie nichts angehen. 

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