Startseite Archiv Nachricht vom 02. Januar 2016

Biedenkopf sieht in hohen Flüchtlingszahlen auch eine Chance

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Hannover (epd). Der CDU-Politiker Kurt Biedenkopf sieht in den hohen Flüchtlingszahlen auch eine Chance für Deutschland. "Die Zugewanderten und ihre Kinder bieten die Aussicht, das demografische Ungleichgewicht zwischen Jung und Alt längerfristig zu verringern", schreibt der frühere sächsische Ministerpräsident in einem Gastbeitrag der Wochenendbeilage "Sonntag" der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Wie nach der Wiedervereinigung gilt heute: Wir schaffen das, wenn wir uns alle gemeinsam anstrengen. Aber wir schaffen das nicht so, wie es sich die Bequemen wünschen."

Die anstehenden Umwälzungen werden Deutschland nach Biedenkopfs Einschätzung jahrzehntelang beschäftigen - demografisch, sozial und auch kulturell. "Forderungen nach zügiger Integration werden schnell erhoben", schreibt er. "Integration kann aber nicht die völlige Unterwerfung unter unsere abendländische Kultur bedeuten."

Eine schnelle Integration könne jedoch erwartet werden, wenn es um die Aneignung der deutschen Sprache, Akzeptanz der Grundlagen der Rechtsordnung und eine Teilhabe am Wirtschafts- und Arbeitsprozess gehe. "Gelingt die praktische Integration in den deutschen Alltag, können wir auch eine Entlastung des sonst weiter zunehmenden demografischen Ungleichgewichts erwarten", erläuterte der Politiker. Allerdings gelte: "Die zukunftsgerichtete Politik muss sofort angegangen werden, eine Vertagung rächt sich auch hier."

Biedenkopf warf der deutschen Politik vor, in der Flüchtlingsfrage, beim Klimaschutz sowie mit Blick auf den demografischen Wandel und die Sicherung der Renten Lösungen der Probleme zu lange vor sich hingeschoben zu haben. "Eine wirklich zukunftsorientierte Politik wurde in der Vergangenheit immer wieder vertagt - mit unangenehmen Folgen für die Gegenwart." Noch immer falle es den Deutschen schwer, Wege in die Zukunft zu finden. "Jeder sieht sich umgeben von einem Gebirge 'erworbener' Besitzstände." Wer nicht vorbereitet sei, erlebe jedoch den Wandel umso mehr als gefährlichen Umbruch. 

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