Startseite Archiv Nachricht vom 05. Dezember 2015

Auswandererhaus zeigt Sonderausstellung zu Migrationsproblemen

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Bremerhaven (epd). Das Auswandererhaus in Bremerhaven eröffnet an diesem Sonntag eine Sonderaustellung mit dem Titel "Plötzlich da. Deutsche Bittsteller 1709, türkische Nachbarn 1961". Die Schau verbinde zwei unterschiedliche Migrationsgeschichten und zeige die damit verbundenen Probleme auf, sagte Museumsdirektorin Simone Eick am Freitag. Zum einen gehe es um 13.000 Deutsche, die 1709 binnen weniger Wochen nach London kamen, um von der englischen Königin Mary Land in den Kolonien in Amerika zu erhalten. Zum anderen gehe es um die türkischen Gastarbeiter, die ab 1961 nach Deutschland kamen, um für eine kurze Zeit das westdeutsche Wirtschaftswunder zu unterstützen.

Sowohl die Deutschen als auch die Engländer sahen in ihnen lediglich Arbeitskräfte. Sie nutzten die Migration als wirtschaftpolitisches Instrument, sagte Eick. Mit der Schau wolle das Museum einen Beitrag zur aktuellen Flüchtlingsdiskussion liefern, sagte Eick. Sie mache deutlich, dass solche Debatten nicht neu sind und dass auch die Geschichte keine Antworten auf aktuelle Fragen gebe. "Aber sie zeigt, welche Handlungen, welche Folgen haben."

Die Engländer seien den deutschen Auswanderern gegenüber zunächst sehr hilfsbereit gewesen und hätten sich um die Neuankömmlinge gekümmert. Später sei die Stimmung gekippt. Der britische Schriftsteller Daniel Defoe (Robinson Crusoe) habe angesichts der vielen Menschen gefragt: "Was sollen wir mit ihnen machen?"

Zu dieser Zeit sei in der britischen Regierung heftig über die Frage gestritten worden, ob ausländischer Zuwanderer als Kolonialisten für die Ländereien in Amerika infrage kämen. Schließlich durften nur die 2.800 Protestanten weiterreisen. In der "Neuen Welt" überließen die Briten die Zuwanderer ihrem Schicksal. Einheimische Mohawk-Irokesen retteten sie vor dem Hungertod. "Das war so etwas wie ein deutsches 'Thanksgiving'", sagte Eick.

Die Geschichte der türkischen Gastarbeiter und ihrer Nachfahren wird vor allem in zahlreichen Video-Interviews gezeigt. Obwohl sie eigentlich wieder in ihre Heimat wollten und sollten, seien sie geblieben, holten ihre Angehörige nach oder gründeten neue Familien, sagte die Direktorin.

In Wohnzimmern, die an den Geschmack der 1960er Jahre erinnern, zeigt ein Dokumentarfilm die Integrationsgeschichte von 40 Menschen aus zwölf Städten. Deutsch-türkische Paare berichten darin von ihren teilweise Jahrzehnte andauernden Kampf um Anerkennung in der Familie, im Freundeskreis und in der Gesellschaft.

Die Sonderausstellung sei die erste in einer Reihe von dreien zum Thema "Deutsch und Fremd", sagte Eick. 2016 gehe es um die Fragen, warum und wann Auswanderer in ihre Heimat zurückkehren. 2017 werde untersucht, welche Religionen nach Deutschland eingewandert sind.

Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Weitere Informationen

Öffnungszeiten Deutsches Auswandererhaus bis Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr, von November bis Februar täglich von 10 bis 17 Uhr.