Startseite Archiv Nachricht vom 24. November 2015

Landesbischof: Flüchtlinge zu Weihnachten nach Hause einladen

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Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat alle Christinnen und Christen in Deutschland dazu aufgerufen, zu Weihnachten Flüchtlinge in die heimischen Wohnzimmer einzuladen. So könnten beide Seiten ihre Angst vor Begegnungen überwinden, sagte der evangelische Theologe am Mittwoch vor der evangelischen Landessynode in Hannover. Meister hat in seiner Bischofskanzlei im Sommer selbst eine Einliegerwohnung für zwei junge afghanische Flüchtlinge zur Verfügung gestellt.

Diese Einladungen sollten kein christliches Missionsfest sein, sondern eine Geste des Friedens, betonte der Bischof. In seinem Bericht warnte er davor, in der Flüchtlingsfrage Angst zu schüren. "Gesellschaftliche Angst wird, wenn sie einen gewissen Aggregatzustand gewonnen hat, schnell politisch", sagte er. "Demagogen intensivieren die Angst, indem sie von eigener Bedrohung sprechen, eine Gefährdung der Werteordnung oder ungerechtfertigte Einschränkungen der deutschen Bevölkerung ausmalen."

Er teilte die Sorge um eine geordnete Aufnahme der flüchtenden Menschen, sagte Meister. "Wir bleiben in der Aufnahme und Begleitung diesen Menschen in Not manches schuldig." Dass es dabei auch zeitweilig zu Überforderungen der Verwaltung und der Politiker und auch zu Fehlern und Versäumnissen gekommen sei, "sollten wir nicht für Anklagen oder öffentliche Verurteilungen missbrauchen", mahnte der Bischof. "Das hilft niemandem."

Der Bischof dankte den vielen Helfern, die sich in Kirchengemeinden, Aufnahmestellen oder in der Bildungsarbeit für Flüchtlinge engagierten: "Ihre Arbeit ist die überzeugendste Antwort auf politisch geschürte Angst." Die Kirche habe die Aufgabe, Diskussionsforen zur Entwicklung in der Gesellschaft anzubieten. Dort könnten die Ängste vieler Menschen Gehör finden. "Die Debatte mit denen, die sich ernsthaft Sorgen machen, darf nicht auf der Straße ausgefochten werden."

Für Bürgerdialoge in Kirchen gebe es inzwischen gute Beispiele. "Kirchen sind die besten Orte, um Ängste und Sorgen zusammenzutragen und nach einvernehmlichen Lösungen zu suchen", sagte der Landesbischof. "Hier darf etwas gesagt werden, was an anderer Stelle nicht laut werden kann, und hier kann anders geantwortet werden." Parteipolitischer Streit helfe dagegen nicht weiter. Er verstärke nur die Unsicherheit und Angst. "Die Antwort auf Angst wird niemals die vollständige Aufhebung der Angst sein, sondern ein konstruktiver Umgang mit ihr."

Mit Blick auf die islamistischen Terroranschläge in Paris sagte der Landesbischof, Gebete und Gespräche seien für ihn Gesten, mit der Angst umzugehen. "Es ist ein emotionaler Instinkt, dass Mord und Totschlag, Amokläufe und Massaker das Leben anhalten." Aus Sicht der Angehörigen der Opfer müsse die Welt wenigstens einen kleinen Augenblick stehenbleiben. "Dieser Unterbrechung muss man Zeit und Raum geben."

Es sei armselig, wenn Menschen in dieser Situation nicht mehr einfalle als die Forderung, die Party müsse weitergehen. Das zeige: "Angst stärkt Irrationalität. Und sie hat die Gefahr zu lähmen."

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