Startseite Archiv Nachricht vom 23. Oktober 2015

Der Golem, wie er in die Nicolaikirche kam

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Herzberg. Zu einer besonderen interreligiösen Veranstaltung begrüßten Kreiskantor Jörg Ehrenfeuchter und Jörg Bremer vom Filmfestival am Harz am vergangenen Wochenende die Besucher in der Nicolaikirche in Herzberg. Im Rahmen der Reihe „silent movie(s) in concert“ zeigten sie den Film „Der Golem, wie er in die Welt kam“ aus dem Jahr 1920. Er handelt von jener Figur aus der jüdischen Mythologie, die als künstlicher Mensch seinem Schöpfer große Dienste erweisen, jedoch niemals ganz beherrscht werden kann.

„Man kann diesen Film als einen Appell gegen Eingriffe in die Schöpfung sehen“, erläuterte Bremer, ebenso behandle er das brandaktuelle Thema der Vertreibung aus der Heimat. Bevor es allerdings losging, gab es eine Auswahl hebräischer Musik, nicht, um die Gäste noch mehr auf die Folter zu spannen, sondern um sie stilvoll einzustimmen. Die Sängerin Esther Lorenz und Gitarrist Hendrik Schacht boten ein kurzweiliges Programm jüdischer Lieder, das vom bekannten „Donna Donna“ bis hin zu vielen Psalmvertonungen reichte.

Auch zum Stummfilm anschließend gab es Livemusik, zum einen von Franz Danksagmüller, der bereits mehrfach am Filmfestival am Harz mitgewirkt hatte an der Orgel, zum anderen vom Klarinettisten Bernd Ruf, der Danksagmüllers Improvisationen unverwechselbare Klezmer-Elemente verlieh. Beide verstanden es meisterhaft, die Stimmungen des Films zu verstärken und die Vorführung auch dank der besonderen Akustik der Kirche zu einem einzigartigen Erlebnis zu machen.

So verfolgten die Zuschauer die Geschichte um das sogenannte Judenghetto, aus dem der Kaiser seine Bewohner vertreiben will. Rabbi Löw erweckt daraufhin den Golem zum Leben und schafft es tatsächlich, das Schicksal abzuwenden. Allerdings wird das künstliche Wesen wenig später noch einmal erweckt und setzt nach einem Mord schließlich das Ghetto in Flammen. Die expressionistische Machart des Films vermag bis heute ebenso zu faszinieren wie der bis heute zur Interpretation auffordernde Plot.

Alles in allem war der Abend auch ein Beispiel dafür, wie Kultur und Kirche Hand in Hand neue Wege beschreiten, wie ältere Werke neu faszinieren und wie ein ganz andere Zugänge zu Kultur und interreligiösem Dialog geschaffen werden können. Insofern dürfen sich alle, die den Abend verpasst haben glücklich schätzen, dass die Reihe im kommenden Jahr fortgesetzt werden soll. 

 

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land