Startseite Archiv Nachricht vom 26. August 2015

Göttinger Fußball-Fans mit Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet

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Göttingen/Oldenburg (epd). Für sein Engagement gegen Rechts und Fremdenfeindlichkeit ist ein Göttinger Fan-Club mit dem diesjährigen Julius-Hirsch-Preis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgezeichnet worden. Der Verband habe insbesondere das Engagement der Fans zur Erinnerung an den jüdischen Fußballer und Kaufmann Ludolf Katz gewürdigt, teilte der Club "Supporters Crew 05" am Mittwoch mit. Katz war 1934 nach fast 15-jähriger Mitgliedschaft vom Verein Göttingen 05 ausgeschlossen worden. Ihm gelang die Flucht aus Nazi-Deutschland in die USA.

Die "Supporters" hatten im vergangenen Jahr die Feier zum Gedenken an die Judenpogrome in Göttingen gestaltet und dafür das Schicksal von Katz und weiterer jüdischer Vereinsmitglieder recherchiert. Außerdem beseitigen die Fans regelmäßig Müll und Dreck am Mahnmal der Göttinger Synagoge. Sie greifen nach eigenen Angaben auch ein, "wenn sich Menschen zum Feiern unter den Gedenktafeln der von den Nazis verschleppten und getöteten Göttinger Juden versammeln". Zudem organisierten die "Supporters" eine Veranstaltung zu Homosexualität und Fußball sowie eine Ausstellung über Rassismus in den Stadien.

Der Julius-Hirsch-Preis wird seit 2005 jährlich verliehen. Er erinnert an den jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch (1892-1943). Der erste Platz ist mit 7.000 Euro ausgezeichnet. "Der Fußball in Deutschland setzt mit der jährlichen Verleihung des Julius Hirsch Preises ein klares Signal gegen Ausgrenzung und Rassismus", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Mit der Auszeichnung der Göttinger Supporters Crew betonen wir eine Kernaufgabe des Preises - die Erinnerung an jüdische Fußballer wachzuhalten, an ihre Verdienste und dabei nie die Gräuel ihrer Verfolgung zu vergessen."

Die DFB-Jury vergab den zweiten Platz an eine Fan-Initiative im Umfeld des VfB Oldenburg, die sich gegen Diskriminierung und für Flüchtlinge einsetzt. Das Streetwork-Fanprojekt der Stadt Halle wurde für seine regelmäßigen Fanreisen in die Gedenkstätte Auschwitz und nach Israel mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am Rande des EM-Qualifikationsspiels Deutschland gegen Georgien am 11. Oktober in Leipzig statt.

Im vergangenen Jahr hatte die "Schickeria", eine Fangruppe des FC Bayern München, den Preis gewonnen. Sie hatte an den früheren jüdischen Vereinspräsidenten Kurt Landauer erinnert. "Wir fühlen uns sehr geehrt, uns in die durchaus imposante Reihe der Preisträger einreihen zu dürfen", erklärten die "Supporters". "Und werten diese Auszeichnung als Anerkennung und Wertschätzung unserer bisherigen Arbeit." Die Göttinger Fans wollen sich aber "auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen", sondern ihr Engagement fortsetzen.

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