Startseite Archiv Nachricht vom 02. August 2015

Evangelische Kirche fordert Abschaffung von Atomwaffen

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Bremen/München (epd). 70 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki macht sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) für die vollständige nukleare Abrüstung stark. "Keine Atomwaffen sind das Ziel", sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ebenso äußerte sich der Friedensbeauftragte Renke Brahms: "Das unendliche Leid, das die Menschen in Japan vor 70 Jahren erfahren haben, muss uns Mahnung sein, alles zu tun, dass diese schrecklichen Waffen nicht mehr eingesetzt werden." Beim ZDF-Fernsehgottesdienst wurde am Sonntag der Opfer gedacht.

Atomwaffen dürften nicht weiterhin fester Bestandteil der Militärstrategie von Staaten oder Militärbündnissen sein, sagte Brahms, der auch der Leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche ist. Sie müssten endlich geächtet werden. Allerdings gebe es keinerlei Anzeichen dafür, dass die jetzigen Atomwaffenstaaten auf ihr Arsenal verzichten wollten. Sie setzten ganz im Gegenteil darauf, die Waffen zu modernisieren.

Der Friedensbeauftragte kritisierte auch die Bundesregierung, die klare politische Schritte vermissen lasse. Der Aufforderung des Bundestages, einen Abzug der letzten noch verbliebenen Atomwaffen aus Deutschland zu erreichen, komme sie nicht nach. Auch in Büchel in Rheinland-Pfalz, wo noch die letzten US-Atomwaffen auf deutschem Boden lägen, stehe deren Modernisierung an.

Bedford-Strohm, der Spitzenvertreter der rund 22,5 Millionen Protestanten in Deutschland ist, reist mit einer Delegation des Weltkirchenrates zum Jahrestag nach Japan und wird dort auch Überlebende treffen. Das Problem der Verbreitung von Atomwaffen müsse wieder ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit rücken, forderte der EKD-Ratschef. Ihr Einsatz sei mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Allein die USA und Russland würden über je 7.000 einsatzbereite Atomsprengköpfe verfügen.

Der Bischof kritisierte, dass 25 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges der mögliche Ersteinsatz von Atomwaffen weiterhin Teil der Nato-Strategie sei. "Dass in Deutschland nach wie vor Atomwaffen lagern, weiß kaum noch jemand, sagte Bedford-Strohm, der zugleich bayerischer Landesbischof ist.

Vor 70 Jahren, am 6. August 1945 wurde über der japanischen Stadt Hiroshima die erste Atombombe abgeworfen, drei Tage darauf über Nagasaki. Zehntausende Menschen waren sofort tot, zahlreiche weitere starben an Strahlenschäden und Verbrennungen. Insgesamt wird die Zahl der Opfer auf weit mehr als 250.000 Menschen geschätzt.

Beim evangelischen Fernsehgottesdienst in der Heiliggeistkirche in Heidelberg verband auch Pfarrerin Sigrid Zweygart-Pérez das Gedenken klar mit dem Auftrag zur Aussöhnung. Die Katastrophe mit ihrem fürchterlichen Leid müsse dazu herausfordern, "mit allen Mitteln den Frieden in der Welt zu fördern."

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