Startseite Archiv Nachricht vom 17. Juni 2015

Islamische Religionspädagogin: Ramadan auch in Deutschland ein Thema

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Hannover/Osnabrück (epd). Der Ramadan ist nach Ansicht der islamischen Religionspädagogin Annett Abdelrahman in der deutschen Mehrheitsgesellschaft angekommen. Viele Bürger wüssten mittlerweile, dass es sich um den muslimischen Fastenmonat handele, sagte die Religionslehrerin und Dozentin am Mittwoch dem epd. Immer mehr Menschen zeigten Interesse und Wertschätzung. Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am Donnerstag (18. Juni). Die niedersächsische Integrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf betonte, vor allem das Fastenbrechen der Muslime nach Sonnenuntergang gemeinsam mit Gästen aus der Nachbarschaft und anderen Religionsgemeinschaften sei "eine gute Tradition geworden".

Sie erinnere sich noch gerne an die guten Gespräche der vergangenen Jahre, schrieb Schröder-Köpf in einer Grußbotschaft zu Beginn des Ramadan. Die Moschee-Gemeinden setzten ein wichtiges Zeichen für das friedliche Zusammenleben der Menschen. Bei den Gesprächen lernten die Menschen voneinander und bauten Vorurteile ab. "Allen Muslimas und Muslimen, die fasten, wünsche ich eine gesegnete Fastenzeit."

Abdelrahman sagte, dass Muslime inzwischen auch am Arbeitsplatz oder in den Schulen auf das Fasten angesprochen würden. Das niedersächsische Kultusministerium weise die Schulleiter und Lehrer per Mail eigens darauf hin. Die in Hannover lebende Mutter dreier Kinder unterrichtet an der Osnabrücker Drei-Religionen-Schule und am dortigen Institut für Islamische Theologie.

Sie habe sogar schon in einem Werbeprospekt den Satz gelesen: "Wir wünschen unseren muslimischen Kunden alles Gute zum Ramadan", sagte Abdelrahman, die zum Vorstand des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen gehört: "Diese Entwicklung freut mich natürlich. Noch vor zehn Jahren wäre so etwas ganz undenkbar gewesen."

Bei allem Lob hat die Muslima aber auch noch Verbesserungspotenzial innerhalb der deutschen Gesellschaft ausgemacht. Sie wünsche sich etwa, dass Kollegen am Arbeitsplatz mehr Rücksicht nehmen, wenn sich Muslime während des Ramadan auch einmal freinehmen wollten. "Die Muslime übernehmen an Weihnachten ganz selbstverständlich Schichten, damit die christlichen Kollegen nicht arbeiten müssen. So könnte es doch während des Ramadan auch sein."

Zudem störe es sie, dass die Deutschen häufig mit Sorge reagierten. Viele fragten zuerst, ob es denn nicht schädlich sei, gerade im Sommer zwischen Beginn der Morgendämmerung und Sonnenuntergang tatsächlich gar nichts zu essen und zu trinken. "Das Fasten ist doch keine Qual. Es hat in erster Linie etwas sehr Spirituelles und Schönes", sagte sie.

"Wir besinnen uns auf das Wesentliche im Leben, treten bewusst mit Gott ins Gespräch, lesen im Koran, treffen uns mit Freunden und der Familie und essen dann spät abends oder nachts." Sie freue sich zum Beispiel darauf, morgens um zwei Uhr gemeinsam mit ihrem Mann und den Kindern in der Küche zu sitzen und zu frühstücken.

Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Gruß zum Beginn des Ramadan

Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr wünscht allen Musliminnen und Muslimen im Gebiet des Sprengels Ostfriesland-Ems, von der Nordsee bis nach Bad Bentheim, einen guten Beginn des Fastenmonats Ramadan, der am 18. Juni 2015 beginnt.

„Das Fasten hat im Islam und im Christentum eine große Tradition. In beiden Religionen gehört das Fasten zur Vorbereitung auf hohe Feiertage und dient dem Nachdenken darüber, was wir Menschen wirklich zum Leben brauchen. Ich wünsche Ihnen, dass der Ramadan Sie in Ihrer geistlichen Erfahrung bestärkt“, sagt der Regionalbischof.

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Ostfriesland-Ems

Stichwort: Ramadan

Für die Muslime in Niedersachsen und Bremen beginnt am Donnerstag (18. Juni) der Fastenmonat Ramadan. Er endet am 16. Juli. Das Fasten gehört wie das Glaubensbekenntnis, die täglichen Gebete, die Armensteuer und die Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Säulen des Islam. Der Monat Ramadan, der neunte im islamischen Mondjahr, wandert durch das Kalenderjahr. Der Ramadan beginnt und endet, wenn die Mondsichel nach Neumond erstmals wieder sichtbar ist. Sein Beginn kann von Land zu Land unterschiedlich sein.

In Deutschland einigen sich die Islamverbände seit 2008 vorab auf gemeinsame Daten. Im Ramadan sind die Gläubigen aufgerufen, von Sonnenaufgang bis -untergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr zu verzichten. Das Fastengebot gilt in gleicher Weise für Männer und Frauen. Befreit vom Fasten sind Alte und Kranke, Kinder, Schwangere und Reisende sowie Soldaten im Krieg.

Weltweit bekennen sich Schätzungen zufolge mehr als eineinhalb Milliarden Menschen zum Islam. In Deutschland leben einer Studie des Bundesinnenministeriums zufolge rund vier Millionen Muslime. In Niedersachsen sind es rund 250.000 Muslime, in Bremen und Bremerhaven etwa 50.000. Der Ramadan ist auch der Monat der guten Taten und der Läuterung von Körper und Seele. Mitmenschlichkeit und Versöhnung werden großgeschrieben, die Gläubigen entrichten die Armensteuer Zakat oder unterstützen Bedürftige.

Nach der Überlieferung begannen im Ramadan die Offenbarungen Gottes an den Propheten Mohammed. Die Gläubigen widmen sich daher besonders dem Gebet, in den Moscheen finden Koranunterweisungen statt. Abends treffen sie sich mit Freunden und Verwandten zum gemeinsamen, oft üppigen Essen. In vielen islamischen Ländern verkürzen Geschäfte und Behörden im Fastenmonat die Arbeitszeiten. An den Ramadan schließt sich das Fest des Fastenbrechens, das äußerlich dem christlichen Weihnachtsfest ähnelt. Die meisten Religionen kennen Fastenzeiten. Christen fasten von Aschermittwoch bis Ostern.

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