Startseite Archiv Nachricht vom 13. Juni 2015

Bundesweiten Aktionswoche "Alkohol? Weniger ist besser!"

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Oldenburg (epd). Zum Start der bundesweiten Aktionswoche unter der Überschrift "Alkohol? Weniger ist besser!" fordert der kirchliche Suchtexperte Jürgen Schlieckau harte Schritte gegen die "Volksdroge Alkohol" bis hin zur gesellschaftlichen Ächtung. Der durchschnittliche Alkoholkonsum in Deutschland sowie das Rauschtrinken seien immer noch zu hoch, warnte der pädagogische Leiter der diakonischen Dietrich-Bonhoeffer-Suchtklinik für Jugendliche im Oldenburger Land am Freitag. "Die gesellschaftliche Akzeptanz der Volksdroge muss sich verringern."

Wie gut das gelingen kann, zeigt Schlieckau zufolge die Ächtung den öffentlichen Rauchens. Das habe zu einem stärkeren Rückgang des Konsums geführt als alle Raucher-Entwöhnungsprogramme zusammen. Demgegenüber werde Alkohol in Deutschland nicht einmal als Droge betrachtet, kritisierte Schlieckau.

Auch Informationen und politische Eingriffe wie die Verteuerung von Alkohol sowie eingeschränkte Verkaufszeiten könnten den Konsum wirksam beeinflussen. Die beste Vorsorge führe über das Portemonnaie. Schlieckau fordert zudem, dass Eltern an den Kosten der Behandlung ihrer rauschtrinkenden Kinder zumindest beteiligt werden.

In Angeboten für Schulen und Familien müsse daran gearbeitet werden, gesundheitsgefährdende Gewohnheiten und Lebensstile zu verändern. Ein wirksames Maßnahmenpaket würde nach Schätzungen des Pädagogen der Suchtklinik in Ahlhorn bei Oldenburg nur etwa ein Prozent der Kosten verursachen, die gesellschaftlich durch den Alkohol ausgelöst werden.

Der Suchtexperte hat kürzlich ein Fachbuch veröffentlicht, das sich auf fast 900 Seiten unter dem Titel "Kompendium der deutschen Alkoholpolitik" grundsätzlich mit dem Thema auseinandersetzt. Es informiert über den aktuellen Forschungsstand zur Alkoholprävention, über Aktionspläne gegen den Alkoholmissbrauch und auch darüber, wie weit Maßnahmen zur Alkoholprävention bereits eingeführt wurden und wie wirksam sie sind.

Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm konsumieren in Deutschland 9,5 Millionen Menschen Alkohol in einem gesundheitlich riskanten Ausmaß. Etwa 1,77 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren seien alkoholabhängig. Ein Alkoholmissbrauch liege bei 1,61 Millionen Menschen vor. Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit seien deshalb alles andere als gesellschaftliche Randphänomene.

Aktionswoche der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen unter der Überschrift "Alkohol? Weniger ist besser!" vom 13. bis 21. Juni. Mit der Veranstaltung wollen Selbsthilfegruppen, Initiativen und Fachverbände über die Risiken des Alkoholkonsums vom ersten Glas an aufklären.

Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Der Suchtgefahr am Arbeitsplatz vorbeugen

Herzberg.Immer höherer Leistungsdruck im Betrieb, immer komplexere Anforderungen und immer weniger Kraft, damit fertig zu werden, belasten auf Dauer sehr. Gegen ein Feierabendbier zum Runterkommen ist doch nichts einzuwenden, oder? Und was ist mit dem leichten Schlafmittel, um
richtig abschalten zu können? Doch wo ist die Grenze, wo beginnt das Genussmittel oder das Medikament zur Sucht zu werden?

Mit diesen und ähnlichen Fragen befasst sich das „Forum Betriebliche Suchtprävention“ der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention im Kirchenkreis Harzer Land seit mittlerweile zehn Jahren. In regelmäßigen Abständen treffen sich Mitarbeiter aus Firmen der Region, um sich über
spezifische Probleme zu informieren. „In vielen Betrieben gibt es feste Ansprechpartner, die in konkreten Fällen Hilfestellungen vermitteln und natürlich einer Schweigepflicht unterliegen“, erläutert Fachstellenleiterin Ingrid Baum, „bei uns tauschen sie sich aus und bekommen Input zu
bestimmten Themen.“

Beim Treffen in der vergangenen Woche ging es um die Aktionswoche Alkohol vom 13. bis 15. Juni sowie um das Thema Essstörungen. Es waren Teilnehmer des Landkreises, des Finanzamtes, der Unternehmen Exide, Kamax, Pema und anderen anwesend, manche zum ersten Mal dabei, andereseit zehn Jahren treue Mitglieder des Forums.

Viele Firmen beteiligen sich an der Aktionswoche zum Motto „Alkohol? Weniger ist besser“, dort sind sie dann auch die Koordinatoren für die
jeweiligen Aktionen. Beispielsweise wurde Anna von Wensiersky von der Fachstelle zu einem Vortrag vor Auszubildenden und jüngeren Mitarbeitern ins Finanzamt eingeladen, bei der Exide gibt es eine große Veranstaltung mit Rauschparcours, Smoothies und vielem mehr und bei Kamax und
Piller wird schlicht Info-Material ausgelegt, das sich jeder nehmen kann.

„Momentan überlegen wir noch, ob wir es auf dem Weg zur Kantine platzieren, wo es wirklich jeder sieht oder lieber in der Nähe des Ausgangs, wo man auch mal zugreifen kann, ohne dass es jemand mitbekommt“,
berichteten die Ansprechpartner, die sehr genau wissen, wie sensibel das Thema Alkohol und Sucht ist und dass manche Mitarbeiter selbst einen Flyer nur verschämt einstecken.

Dabei sind sie ja gerade nicht bei den Treffen des Forums, weil es an ihren Arbeitsplätzen so viele Vorkommnisse gibt, sondern um schon vorher über die Gefahren einer Sucht zu informieren. „Generell kann man sagen, dass 75 Prozent vernünftig mit Alkohol umgehen, etwa 20 Prozent zählen wir als gefährdet und etwa fünf Prozent kann man als abhängig bezeichnen“, stellte Baum heraus und führte aus: „Unsere Arbeit richtet sich vor allem an die 75 Prozent, ist nicht wie früher auf Krankenhilfe ausgerichtet, sondern ist Prävention.“

Die Ideen der Ansprechpartner kommen in den Firmen meist gut an, manchmal werden sie zu Gesprächen hinzugezogen, denn viele Führungskräfte sind mit den Themen überfordert bzw. kennen sich nicht gut genug aus. Besser auskennen wollen sich die Mitglieder auch mit den
verschiedenen Essstörungen und baten um einen kurzen Überblick zu den einzelnen Formen.

Anorexie, Bulimie, Adipositas, was bedeutet das eigentlich genau? Knapp aber präzise stellte von Wensiersky die Hauptformen dar und grenzte sie voneinander ab. Dass auch die sogenannteSportsucht (Anorexia athletica) dazu zählt oder dass die Fressanfälle (Blinge-Eating) sich von der
Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) unterscheiden, war vielen nicht bekannt. Eher schon, dass die verschiedenen Essstörungen in vielen Fällen als eine Mischform auftreten oder häufig lange vertuscht werden. „Die Leute funktionieren oft sehr lange und man muss sehr individuell hinsehen,
was eine Essstörung ist und was mit anderen Faktoren zu tun hat“, erklärte von Wensiersky.

Als erster Überblick reichten ihre Ausführungen den meisten Teilnehmern aus, zumal die Frage der konkreten Hilfe sowieso nicht pauschal beantwortet werden kann. So wurden dann ähnliche Überblicke für die nächsten Treffen gewünscht, beispielsweise zu Medikamentenabhängigkeit, zuMediensucht oder auch zum Kündigungsschutz in bestimmten Fällen. Themen gibt es viele und die meisten Firmen tun inzwischen viel für die Gesundheit.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land/Christian Dolle