Startseite Archiv Nachricht vom 31. Mai 2015

Zupackende Hände und rauchende Köpfe ließen den Wunsch Wirklichkeit werden

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Barsinghausen. Selbstbewusst und stolz zeigt Domenika Fütterer den Besuchern ihr neues Zimmer. „Rot ist meine Lieblingsfarbe“, sagt sie. „Und ich mag Blumen.“ Die 25-Jährige gehört zu den Bewohnerinnen und Bewohnern eines neu erbauten Hauses in der Rehrbrinkstraße in Barsinghausen, das die Diakonie Himmelsthür in Kooperation mit der Interessengemeinschaft Eltern geistig Behinderter errichtet hat. 24 junge Menschen mit Unterstützungsbedarf sind dort in Wohngemeinschaften oder Einzelappartements eingezogen, um ein selbstbestimmtes Leben inmitten der Stadt zu führen. Für die neuen Bewohner und ihre Eltern ist damit ein lange gehegter Wunsch wahr geworden.

Bei der Einweihung des Hauses ließen die jungen Erwachsenen bereitwillig Gäste und Nachbarn ihre individuell eingerichteten Wohnungen anschauen. Einige leben wie Domenika Fütterer erstmals nicht mehr bei ihren Familien. Die rot gemusterten Vorhänge, die geblümten Polster und die Bilder an der Wand hat die 25-Jährige selbst ausgesucht und mit ihrer Mutter zusammen eingekauft. „Sie hat sich eingelebt, und es geht ihr gut. Darum geht es mir auch gut“, sagt Gabriele Fütterer über den Auszug ihrer Tochter aus dem Elternhaus.

Vor sieben Jahren wurde die Idee der Zusammenarbeit der Diakonie Himmelsthür mit der Elterninitiative geboren, Ende 2013 wurde der Bau begonnen, vor einem Jahr Richtfest gefeiert, und im November 2014 konnten die ersten Bewohner einziehen. „Es hat sich gelohnt, so lange durchzuhalten“, sagte Regionalgeschäftsführer Björn Mänken bei der Einweihungsfeier.

Dabei war es gar nicht so einfach, die Interessen und Wünsche der vielen Beteiligten unter einen Hut zu bringen. „Viele Hände haben angepackt, viele Köpfe haben geraucht und viele Münder sich fusselig geredet“, beschrieb es der Direktor der Diakonie Himmelsthür, Ulrich Stoebe. Viel Kooperation und Kommunikation sei nötig gewesen und manchmal auch ein kleines Wunder, um Probleme überraschend aus dem manchmal steinigen Weg zu räumen.

„Dies ist ein ganz besonderes, ein buntes Haus“, sagte Ines Ney, für die es die erste Hauseinweihung als neue Kaufmännische Direktorin war. „Ein ganz großes Stück Lebensqualität“, nannte Bürgermeister Marc Lahmann das zentrumsnahe Wohnen. „Der Wunsch, selbst zu entscheiden, ist allen gemeinsam“, erklärte Wohnbereichsleiterin Sarah Kölling. Und das habe man bei der Gestaltung des Hauses, ob Fußböden oder Wandfarben, berücksichtigt. Nun lebten 24 junge Menschen hier zusammen, lernten miteinander und mit ihrer neuen Situation umzugehen, so Fachbereichsleiterin Susanne Renner.

Vier große Wohnungen für Wohngemeinschaften und acht kleinere Einzelappartements, jeweils mit Balkon oder Terrasse, stehen in der Rehrbrinkstraße zur Verfügung. Dazu gibt es einen Büroraum für die Mitarbeitenden und im Erdgeschoss einen großen Gemeinschaftsraum. Das Haus habe eine Baulücke geschlossen und passe sich gut ins Umfeld ein, sagte Architekt Lars Stürmer.

Die Einweihungsfeier fand in einem großen Zelt auf dem Außengelände statt. Nach der Andacht mit Pastor Carsten Möllering, den Grußworten und der feierlichen Einweihung durch Pastor Ulrich Stoebe zeigten die Bewohnerinnen und Bewohner mit großer Begeisterung das Erzähltheaterstück „Das kleine Ich bin Ich“. Viele Dankesworte wurden an diesem Tag den Beteiligten an Planung und Bau ausgesprochen. Ursula Goldschmidt, Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Eltern geistig Behinderter, dankte besonders den jetzt erwachsenen Kindern: „Ihr habt uns so viel beigebracht. Ihr seid das Wertvollste und Wichtigste in unserem Leben.“

Wiebke Barth / Kultur und Kommunikation