Startseite Archiv Nachricht vom 15. Mai 2015

Torte im Park

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Hildesheim. „Das muss ja wohl ein Missverständnis sein“, war die erste Reaktion in der Konditorei, als der Auftrag hereinkam. Aber dann las jemand die kurze Notiz in der Zeitung, alles hatte offenbar seine Richtigkeit. So erhielt Katrin Bode pünktlich ihre Wunschtorte: Erdbeercreme in dicken Schichten, obenauf und in Marzipan der Schriftzug: „Torte im Park“.

Der Name ist Programm. Einmal im Monat zieht die evangelische Diakonin in diesem Sommer mit einem Handwagen los – vollbepackt mit Torte, Kaffee, Tee, Bechern, Tellern und Besteck. Ganz unten wartet noch eine Lage Berliner als Reserve, falls der Andrang unerwartet groß ausfallen sollte. Damit sucht sie ein gemütliches Plätzchen in einem der Hildesheimer Parks und wartet auf Menschen, die Lust auf einen Schnack mit süßer Beigabe haben. Beim Auftakt im Magdalenengarten, dem die Sonne ihr strahlendstes Lächeln schenkt, hat der FSJler Patrick Beek ihr beim Transport geholfen.

Ist die Torte ein Lockmittel, um ahnungslose PassantInnen in ein Gespräch über Gott und Glauben zu verwickeln? Ach was, sagt Katrin Bode, „es geht einfach darum, sich zu begegnen und dann zu gucken, was passiert“. Es mache ihr nun einmal Spaß, Leute anzusprechen und neue Kontakte zu knüpfen, erzählt die Mitarbeiterin des Evangelischen Kirchenkreisjugenddienstes. Und schon zischt sie los, weil sie auf der nächsten Bank zwei ältere Menschen gesehen hat. Die beiden lassen sich gerne auf ein Stück Torte einladen, beim Kaffee lehnen sie allerdings dankend ab: „Haben Sie auch koffeinfrei?“ – „Leider nein, noch nicht.“

Es gibt nicht nur Zufallsgäste, einige sind extra gekommen. Katrin Bode hat bei Facebook eine Einladung gepostet, der unter anderem eine kleine Gruppe aus St. Ansgar gefolgt ist. Interessanter als die Torte finden die Kinder allerdings die Spiele, die Katrin Bode mitgenommen hat, damit die Kalorien nicht ansetzen: Leitergolf, Boule-Kugeln, Frisbees und anderes parktaugliches Gerät.

„Es geht auch ein bisschen darum, Plätze zu erobern und zu nutzen“, erklärt Katrin Bode. Der Magdalenengarten kann es gut gebrauchen, denn trotz des schönen Wetters sind nur wenige Menschen hier. So werden die Berliner wohl übrig bleiben und Katrin Bode muss sie allein aufessen. Nein, sagt sie lachend, die bekommt der Zirkus MiMa, der gleich zu einem Probewochenende für die diesjährige Sommertournee aufbrechen wird. „Außerdem“, verrät sie schließlich, „mag ich selber gar keine Torte.“

Aber sie macht gerne andere Leute damit glücklich. Beim nächsten Mal, am Mittwoch, 10. Juni, ab 16 Uhr im Ehrlicher Park. „Wie wär’s dann mit Donauwellen?“, schlägt ein Gast mit einem breiten Grinsen vor.

Ralf Neite / Kultur und Kommunikation