Startseite Archiv Nachricht vom 06. Mai 2015

Die Orgel zurück ins Bewusstsein holen

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Hildesheim. „Wir wollen die Orgel zurück ins Bewusstsein holen“, sagt Diakonin Claudia Teschner kurz vor der Führung. Zwar habe man immer wieder Schulklassen zu Gast, die lernen, wie eine Orgel funktioniert. Doch zumindest in der Christuskirche am Moritzberg habe das Instrument bislang zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Jetzt, da die Orgel im kommenden Jahr erneuert werden muss, ist ein passender Anlass, um zu zeigen, was eine Orgel alles kann.

Dafür haben Claudia Teschner und Organistin Susanne Bremsteller ein kleines Konzept erarbeitet. Rabe Rudi führt die etwa 30 Kinder und Erwachsenen durch das enge Treppenhaus hinauf zur Orgel. Rudi, stellt sich später heraus, ist gar kein Rabe, sondern ein Junge, der als Rabe verkleidet ist. Und ein Rabe hat natürlich keine Ahnung, wie eine Orgel funktioniert und stellt Susanne Bremsteller einige knifflige Fragen. Was ist der lauteste Ton der Orgel? Wofür braucht man so viele Tasten? Und warum öffnen sich dort oben manchmal diese Klappen?

Susanne Bremsteller spielt Orgel seit sie 13 Jahre alt ist. Sie hat Kirchenmusik studiert und spielt die Klaviatur mit flinken Fingern – und einmal sogar nur mit den Füßen! Sie kann alle Fragen zur Orgel beantworten. Die Kinder dürfen selbst Tasten drücken und mitsingen. „Das hier vorne, die Pfeifen, die ihr sehen könnt, nennt man das Gesicht der Orgel“, erklärt Bremsteller. „Die Orgel wird auch die Königin der Instrumente genannt.“ Bei der schieren Größe des Apparates verwundert das kaum. Die längste Pfeife der Christuskirchen-Orgel ist sechs Meter hoch, die kleinste gerade mal so groß wie ein Fingernagel, etwa sechs Millimeter. 1700 Pfeifen sind verbaut. Man sieht davon nur einen kleinen Teil.

Damit der Orgelwind strömen kann, muss eine Orgel etwa alle 20 Jahre gereinigt werden. Staub sammelt sich in den Pfeifen, die nur schwer von außen zugänglich sind. Zudem verschleißen die Steuerungsmechanismen zwischen den Registerzügen und Orgelpfeifen, die die Luft regulieren und verschiedene Klangfarben erzeugen. Die Orgel der Christuskirche ist im kritischen Alter und soll nächstes Jahr renoviert werden, um noch besser zu klingen. „Die Orgel braucht Luft zum Atmen“, so nennt das Organistin Bremsteller. Man merkt, die Orgel ist für sie wie ein guter Freund, mit Herz und Seele. Seit 26 Jahren spielt sie die Orgel der Christuskirche.

Nach der spielerischen Begegnung mit den Orgelklängen auf der Empore wird im Kirchenschiff noch ein Film gezeigt. Bei Kuchen und Getränken lernen die Kinder und Erwachsenen, wie es in einer Orgel genau aussieht und wie ein Orgelwerk arbeitet. Eine schöne Einführung in ein Instrument, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Denn ohne Orgel wäre ein Gottesdienst irgendwie ziemlich leise.
Christoph Möller
 

Christoph Möller