Startseite Archiv Nachricht vom 29. April 2015

„Wir sind da, uns gibt es“

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Hannover. „Wir sind mutig und stellen uns mitten in die Stadt“, sagt Roland Stümpel selbstbewusst. Der Sozialpädagoge ist daran beteiligt, dass sich Diakonie Himmelsthür und die gemeinnützige Gesellschaft für integrative Behindertenarbeit (GiB) engagieren am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Am Dienstag, 5. Mai, wird am Kröpcke von 12 bis 15 Uhr eine gemeinsame Aktion stattfinden, die darauf aufmerksam macht, dass Menschen mit Behinderung immer noch benachteiligt werden.

„Wir wollen auf diese Situation aufmerksam machen“, sagt Andrea Sewing, Leiterin der Tagesförderstätten der GiB in Vahrenwald und Bothfeld. Ihrer Beobachtung nach gibt es immer noch Vorbehalte im Umgang mit Menschen mit Assistenzbedarf. Das beginne bei der Wohnungssuche und setze sich fort in der Arbeitswelt. Menschen mit Behinderungen hätten kaum Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt zu arbeiten. Am Gleichstellungstag will Sewing deshalb besonders auf die Situation dieser Personen aufmerksam machen.

Sigrid Jahnel, Kundenmanagerin der Diakonie Himmelsthür, erinnert daran, dass Gleichstellung trotz aller politischen Beteuerungen letztlich eine gesellschaftliche Angelegenheit sei. Sie hofft, mit der Aktion am Kröpcke Menschen zu sensibilisieren. „Man muss sich fragen, was für eine Haltung habe ich? Was passiert um mich herum? Wie begegne ich Menschen mit Behinderung?“ So ein Tag könne zwar nur ein kleiner Beitrag sein, sagt Andrea Sewing, „aber wir können nicht darauf warten, dass die Gesellschaft kommt. Wir müssen selbst aktiv werden.“

Und Aktivität gibt es mehr als genug: Geplant sind eine Trommel-Aktion, Pantomime, ein Glücksrad, und es soll gemeinsam Kaffee gemahlen werden. Außerdem spielt der integrative Musikcorps „Dance & Drums“ aus Hannover Wettbergen. „Der sorgt für Aufmerksamkeit“, hofft Roland Stümpel. Das Wichtigste sei aber, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung gibt es seit 1992. Die Aktion in Hannover findet in dieser Form zum ersten Mal statt. Bislang sei der Tag eher stiefmütterlich behandelt worden, sagt Sigrid Jahnel. Umso besser, dass Diakonie Himmelsthür und GiB zusammenarbeiten. Die Ziele für die Premiere in diesem Jahr fasst Andrea Sewing so zusammen: „Wir sind da, uns gibt es, es gibt das ein oder andere Problem, darauf machen wir aufmerksam.“

Kultur & Kommunikation
Christoph Möller