Startseite Archiv Nachricht vom 16. März 2015

Kirchenasyl für Palästinenser in Göttingen - Flüchtling berichtet über Misshandlungen in Bulgarien

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Göttingen (epd). Ein von Abschiebung bedrohter Palästinenser aus Göttingen hat sich ins Kirchenasyl geflüchtet. Eine Innenstadtgemeinde habe den 30-Jährigen aufgenommen, sagten Unterstützer am Dienstag dem epd. Faris S. sollte einem Bescheid der Göttinger Ausländerbehörde zufolge am frühen Dienstagmorgen nach Bulgarien abgeschoben werden. Am Montag hatten Göttinger Initiativen unter anderem mit einer Kundgebung und "Protest-Faxen" an Behörden gegen die Ausweisung demonstriert.

S. hat seinen Heimatort Beit Hanoun im Gaza-Streifen nach eigenen Angaben vor drei Jahren verlassen. Über Ägypten und die Türkei sei er von einem Schlepper bis Bulgarien gebracht worden. Dort seien er und andere Flüchtlinge von der Polizei festgenommen, entkleidet und misshandelt worden. "Wir wurden in einer Basketball-Stätte untergebracht ohne Betten oder Decken, die uns vor der Kälte schützen könnten", berichtete der Palästinenser. "Jeden Tag bekamen wir eine Mahlzeit bestehend aus einem kleinen Stück Brot und einer Milchpackung, so ging es für etwa fünf Tage weiter."

Nach der zwangsweisen Abnahme von Fingerabdrücken hätten Beamte die Flüchtlingsgruppe in eine andere bulgarische Stadt gebracht und dort erneut inhaftiert: "In einer Zelle mit etwa 30 Quadratmetern Fläche, dort befanden sich mehr als 40 Personen aus verschiedenen Nationen, ohne genügend Wasser zum Waschen, Nahrung, Ruhe oder Sauberkeit, ganz zu schweigen vom üblen Geruch, der diese Zelle füllte." Er habe gedacht, sein Leben gehe zu Ende, wurde krank, litt unter Allergie, Husten und Inkontinenz.

Als weitere Stationen seiner Flucht nannte S. Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich. Im Juli des vergangenen Jahres habe er die Bundesrepublik erreicht. Weil Bulgarien das erste europäische Land war, das ihn als Flüchtling registrierte, soll er aufgrund der sogenannten Dublin-Verordnungen dorthin abgeschoben werden. "Bitte, ich möchte bis ans Ende meines Lebens in Deutschland bleiben", sagte er.

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