Startseite Archiv Nachricht vom 12. März 2015

Ausstellung mode.macht.menschen eröffnet

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Hermannsburg. Ein banales weißes T-shirt im Bilderrahmen am Eingang der Ausstellung mode.macht.menschen. im Hermannsburger Ludwig-Harms-Haus beschreibt die Verbindung zwischen Mission und Mode: 0,6 Prozent des Verkaufspreises eines Kleidungsstücks bleiben für den Verdienst der meist asiatischen Näherinnen.

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Mittwoch, die das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) gemeinsam mit dem Studiengang Modedesign der Hochschule Hannover entwickelt hat, betonte der Landesbischof der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, Ralph Meister, in seinem Grußwort, dass es der Auftrag des ELM sei, die Welt „anders sehen zu lernen“ um „unsere Verantwortung als Christen“ für die Lebensumstände der Menschen immer wieder deutlich zu machen.

Welche Menschen das ELM bei dieser Ausstellung im Blick hatte, zeigte die ELM-Indien-Expertin Ute Penzel eindrucksvoll, als sie detailliert von den unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen indischer Näherinnen berichtete, die in großen Fabriken für weltbekannte Edelmarken nähen, meist zu einem Hungerlohn, der nur ein Drittel des indischen Existenzminimums beträgt und um den sie häufig auch noch betrogen werden. Mit kleinen Berufsausbildungsprojekten versucht eine indische Partnerkirche des ELM, jungen Frauen die Grundlagen für eine Existenz sichernde Selbstständigkeit zu vermitteln. Dies sei ein wichtiger Ansatz, um der Ausbeutung und der schrecklichen Armut in der Kleidungsproduktion entgegen zu wirken.

Ebenso wichtig, so Missionsdirektor Michael Thiel in seinem Grußwort, sei es aber auch, den Blick der Menschen hier in Deutschland zu erweitern und ihnen das Ziel einer globalen verantwortungsvollen Gemeinschaft vor Augen zu stellen. Dies soll mit der Ausstellung mode.macht.menschen geschehen, die noch bis zum 30. Juni in Hermannsburg zu sehen ist und danach als Wanderausstellung an verschiedenen Orten Deutschlands präsentiert werden wird.

Professorin Martina Glomb, Leiterin des Studiengangs Modedesign der Hochschule Hannover würdigte die Ausstellung ihrer Absolventinnen als Augenöffner für das, was Mode wirklich sei: „Mode ist ein Kulturträger. Mit Mode machen wir Politik und verändern etwas. Das hat nichts mit dem zu tun, was man unter Mode versteht, wenn man den Fernseher einschaltet.“ Die Designstudentinnen, die in der Ausstellung angewandte Beispiele aus Projekten und Bachelorarbeiten zeigen, setzen sich mit der Wirkung von Kleidung auf Umwelt und Menschen auseinander. Systematisch stellen sie den gesamten Prozess vor, vom Ursprung der Fasern, über Abfall vermeidende Schnittmuster bis hin zur modischen Wiederbelebung scheinbar ausgedienter Textilien. Kompetent und kurzweilig begegnen den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung ganz neue Begriffe, von denen kaum jemand ahnt, dass sie mit Mode zu tun haben, wie zum Beispiel: „pre-and-post-consumer-waste“ oder „upcycling“. Dabei wollen die jungen Modedesignerinnen und Modedesigner nicht belehren, sondern belegen, dass Mode gleichzeitig frech und verantwortungsvoll, durchdacht und spaßig sein kann. „Wir wollen aus Konsumenten Wertschätzer von Mode machen“, fasste Glomb das Ziel der Ausstellung zusammen.

Am Rande der Ausstellung drückte die Jungdesignerin Juliane Pittermann, die zusammen mit ihrer Kollegin Barbara Brunner die Ausstellung für die Hochschule Hannover mit dem ELM organisierte, ihre Hoffnung aus: „Ich wünsche mir, die Ausstellung in Klassenzimmer zu bringen, damit wir Kindern und Jugendlichen schon früh einen Einblick in die Probleme der Modeindustrie geben können und sie dadurch zum Umdenken bewegen!“

Zusammen mit dem 100 Seiten starken Ausstellungskatalog bietet die Ausstellung in der Tat gleichzeitig einen ästhetischen und anregenden optischen Genuss, gepaart mit ausgesprochen tief greifenden Informationen und innovativen Konzepten für menschen- und umweltfreundliches modisches Verhalten.

Das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) ist Teil eines großen Netzwerkes, das im Verbund mit 23 Kirchen in 19 Ländern arbeitet. Es engagiert sich personell im Austausch von TheologInnen und Entwicklungsfachkräften zwischen evangelischen Kirchen in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika und unterstützt Projekte seiner Partner finanziell.