Startseite Archiv Nachricht vom 07. Februar 2015

Landessuperintendent Eckhard Gorka dankt Besuchsdiensten

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Hildesheim. „Kirchenleitung muss ja auch mal was verbieten“, sagte Landessuperintendent Eckhard Gorka mit einem Augenzwinkern: „Den Satz: `Ich mache ja nur Besuche´ sagen Sie bitte nie wieder. Ist verboten.“ Das erklärte der Landessuperintendent beim Tag der Besuchsdienste, zu dem der Seelsorgeausschuss des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt und Pastorin Meike Riedel als Beauftragte für Besuchsdienstarbeit eingeladen hatten. Etwa 85 Ehrenamtliche aus Gemeinden des gesamten Kirchenkreisgebietes kamen im Kirchenraum der Lukasgemeinde zusammen, um sich auszutauschen, einander zu stärken und auch Antworten auf praktische Fragen zu finden.

Eckhard Gorka sprach in seinem Impulsreferat vom theologischen Hintergrund der Besuchsdienste. In der Bibel gebe es viele Textstellen, die davon berichten, dass Gott sein Volk besuche, so der Landessuperintendent: „Wenn Gott jemanden besucht, dann richtet er seinen Blick auf ihn.“ Schließlich habe Gott die Menschen auch ganz persönlich in der Gestalt Jesus besucht. „Weil Gott sich uns zugewendet hat, können wir uns Anderen zuwenden. Andere zu besuchen ist Gottesdienst“, sagte Eckhard Gorka.

Er dankte den Ehrenamtlichen, warnte aber auch davor, sich selbst zu überfordern. Sicher laufe auch mal ein Gespräch nicht so gut oder der Besuch werde zurückgewiesen: „Die sehen dich an, als kämest du nicht von der Kirche, sondern von einem anderen Planeten.“ Dennoch könne das Bemühen Gutes bewirkt haben: „Vielleicht war es das einzige Klingeln am Tag.“

Nach dem gemeinsamen Beginn teilten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Gruppen auf, um in Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten beispielsweise über den Umgang mit trauernden oder an Demenz erkrankten Menschen zu sprechen, eigene Kraftquellen zu suchen oder Ideen auszutauschen, wie sich ein Gespräch in Gang bringen lasse.

In einer Gesprächsrunde wurde deutlich, dass die Reaktionen auf Besuche sehr verschieden sein können. In kleinen Ortschaften in ländlichen Gemeinden seien die Besucher und Besucherinnen meist persönlich bekannt, würden am Geburtstag schon erwartet. Dann sollte der Besuch aber auch wirklich pünktlich stattfinden: „Denn dann ist Kaffee gekocht und es ist auch Kuchen da.“ Da ärgere es die Geburtstagskinder, wenn der Gast erst zwei Tage später erscheine. Besondere Freude machten Besuchsdienste den früheren Dorfbewohnern und Dorfbewohnerinnen, die nun anderswo im Altenheim lebten. Die hörten immer gern Neuigkeiten aus der früheren Nachbarschaft.

In der Innenstadt Hildesheims dagegen, gerade in Straßen mit großer Fluktuation, fehle oft die Bindung an die Kirchengemeinde und damit auch das Interesse an einem Gespräch. 70-Jährige reagierten auf Geburtstagsbesuche manchmal sogar erschreckt: „Was, bin ich schon so alt?“ Als Vertreter einer Kirchengemeinde müssen sich die Besucher und Besucherinnen auch viel Kritik an der Kirche im Allgemeinen anhören, egal ob katholisch oder evangelisch: „Danke, dass Sie es auch aushalten, Projektionsfläche zu sein“, sagte Eckhard Gorka.

Beim Blick auf die Reihen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen war ein Problem der Besuchsdienste unübersehbar: Es fehlt der Nachwuchs, die Ehrenamtlichen sind fast alle über 60 Jahre alt. Manche Besuchsdienste gebe es schon seit 30 Jahren und sie würden noch immer von den Gründerinnen getragen, sagte Meike Riedel. Früher hätten sich viele Hausfrauen mittleren Alters bei dieser Aufgabe eingebracht, doch heute gingen die Frauen fast alle einem Beruf nach. Auch Männer sind bei den Besuchsdiensten kaum vertreten. Dabei steige insgesamt die Teilnahme an Männergruppen, sagte Eckhard Gorka. Beim Besuchsdienst, wo es vor allem um Beziehungen und Kommunikation gehe, fühlten sich Männer offenbar nicht so zuständig.

(Kultur & Kommunikation, Ralf Neite)