Der erste große Schritt - Der Schulanfang ist für viele Familien ein wichtiges Datum
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Die Lehrer, neue Klassenkameraden, ein fremdes Gebäude - der Schulanfang ist ein Tag mit vielen Unbekannten. Damit der Start gut gelingt, begleiten viele Eltern ihre Kinder zum Schulstart und oft wird groß gefeiert.
Jarne ist aufgeregt. An diesem Sonnabend hat der Sechsjährige in Engelbostel bei Hannover seinen ersten Schultag. Allmählich wird ihm klar: Das ist ein besonderer Tag. "Ihm war bis vor kurzem gar nicht bewusst, dass wir dann ein Fest geben werden und alle dabei ihn feiern", sagt seine Mutter Nicole Weihe. Eltern, Großeltern, Paten, Onkel und Tanten wollen ihn begleiten, erst in die Kirche, dann zur Schule. Jarne ist das einzige Kind der Weihes. Vielleicht sei sein Schritt in einen neuen Lebensabschnitt für sie auch deshalb so wichtig, sagt seine Mutter.
Rund 67.000 Erstklässler werden in diesem Sommer Niedersachsen eingeschult. In Bremen sind es knapp 4.600. Für Familien ist das ein einschneidendes Datum, sagt die Lüneburger Entwicklungspsychologin Maria von Salisch. "An diesem Tag geht es darum, das Kind mit ganz viel Zuversicht auszustatten, so dass es die ersten Hürden, die unweigerlich kommen, selbst nehmen kann", erläutert die Professorin an der Leuphana Universität. Die Lehrerin, die neuen Klassenkameraden, das fremde Gebäude - der Start in die Schule sei ein Tag mit vielen Unbekannten. "Das Kind und seinen Schuleintritt zu feiern, trägt sicher dazu bei, ein gutes Polster an Selbstvertrauen aufzubauen.
Auch die Leiterin der Bildungsabteilung der hannoverschen Landeskirche, Kerstin Gäfgen-Track, bekräftigt: "Ganz wichtig ist, das Kind immer eine positive Einstellung spüren zu lassen, auch wenn mal was nicht klappt." Kinder sollten sich in der Schule von Anfang an willkommen fühlen. "Dazu leisten auch die vielen liebevoll vorbereiteten Einschulungsgottesdienste einen wichtigen Beitrag."
Die niedersächsische Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Laura Poth, rät allerdings dazu, den Einschulungstag nicht überzubewerten. Die Kinder und ihre Eltern müssten schließlich dauerhaft motiviert und einbezogen werden, sagt sie. Auch bei den Geschenken in der Schultüte warnt Poth vor zu großen Erwartungshaltungen. Teures dürfe nicht zum Normalfall werden. "Das würde finanzielle schwachen Familien noch mehr Probleme bereiten."
Wenn Elinor (9) an ihren ersten Schultag zurückdenkt, fallen auch ihr die Geschenke ein. Und sie sagt: "Ich war sehr schüchtern." Jetzt kommt sie in die vierte Klasse und probt in Engelbostel mit elf Mitschülerinnen und Mitschülern für den ökumenischen Gottesdienst zum Schulanfang. Dabei wollen die "Großen" in der Kirche gemeinsam mit Pastor Rainer Müller-Jödicke die "Kleinen" begrüßen und ihnen Mut machen. "Ich hab mich dann schnell mit vielen angefreundet", berichtet die Neunjährige von ihren eigenen Erfahrungen.
Bei der Probe für den Gottesdienst aber hat sie ein wenig Lampenfieber und fragt: "Müssen wir irgendetwas Besonderes anziehen?" Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister will die Feier in Engelbostel stellvertretend für die rund 1.200 Gemeinden in der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland besuchen. Im Gepäck hat er dabei kleine Magnettafeln, mit denen die Landeskirche in diesem Jahr insgesamt 36.000 Kinder in den Schulanfangsgottesdiensten beschenkt.
Pastor Müller-Jödicke erwartet eine volle Kirche. "Das ist nach Weihnachten der wichtigste Gottesdienst, weil wir alle erreichen", sagt er. "Da kommen auch die Konfessionslosen." Während in der Kirche wohl noch alle Platz finden werden, wird es in der Schule in Engelbostel eng. Schulleiterin Stefanie Haller hat für die Aula mit 192 Plätzen Eintrittskarten verteilen lassen. Immerhin kommen 55 Mädchen und Jungen neu in ihre Schule.
Zunehmend lebten Kinder auch in Patchworkfamilien, sagt Haller. Damit steige die Zahl der Angehörigen. "Eine Mutter sagte mir, wir haben jetzt acht Großeltern." Die Schulleiterin hat aber auch einen Trend zurück zu etwas kleineren Festen im engeren Familien- und Freundeskreis beobachtet. Die Weihes jedenfalls wollen im eigenen Garten feiern. "Da hat Jarne mehr Spaß als in einem Restaurant", sagt seine Mutter. "Die Patentante sorgt für die Schultüte und wir werden ihm einen besonderen Tag mit seinen Eltern schenken."
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen