Startseite Archiv Nachricht vom 31. Mai 2018

24. Warum ist Literatur für die Theologie wichtig?

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Weil die Religion des Buches ein natürliches, ja zwangsläufiges Verhältnis zu den Büchern haben muss. Das Buch, die Heilige Schrift, führt zur Auslegung. Sie schafft neue Erzählungen, Geschichten, Kommentare. Am Anfang war das
Wort, und wir lesen, schreiben, hören und erzählen weiter, wie dieses Wort in
die Welt kam.

Ich habe das Glück, dass mich das Evangelische Literaturportal vor einem Jahr als neuen Vorsitzenden gewählt hat. Dieses Literaturportal ist der Trägerverband von fast 800 Evangelischen Gemeindebüchereien. Davon sind fast 100 in unserer Landeskirche. Sie sind ein großer Schatz!  Kommunikationsorte und Begegnungsstätten, Kulturstuben und Bildungseinrichtungen, Lesehilfe für die Kleinsten und Trostorte für die Alten. Ab Herbst 2018 werde ich eine kleine Reise zu einigen Büchereien machen.

Wie kann man, ohne intensiv Lesender zu sein, von der größten Geschichte der Menschheit, der Bibel, eigentlich erzählen? Andere können das. Ich nicht. Deshalb auch zum Schluss dieser Antwort eine Kostbarkeit aus dem feinsinnigen Buch der diesjährigen Preisträgerin des Evangelischen Buchpreises, Susann Pásztor, der ich vor zwei Wochen in Karlsruhe den Preis übergeben durfte. Das Buch heißt: „Und dann steht einer auf und öffnet ein Fenster“ und ist die Geschichte einer Sterbenden, die von einem Sterbebegleiter, Fred, als dessen erster Fall begleitet wird. Dabei entspinnen sich Geschichten, die in der ganzen Traurigkeit des Abschieds hoffnungsvoll und leicht sind.

Der Sohn von Fred, Phil, 13 Jahre alt, ist ein junger Wortkünstler. Er sammelt in seinem, wie er es nennt „Wörterkrankenhaus“, Wörter, die in ihrer Bedeutung missbraucht oder unbrauchbar geworden sind. Dort, in diesem Wörterkrankenhaus gibt es eine Quarantänestation, in der Wörter lagern, die eventuell wieder in Gebrauch genommen werden könnten. Mit neuer oder einer belebten alten Bedeutung. Die ersten beiden Wörter, die dort lagern, sind die Worte Gott und Ferienlager.

Hat die Autorin mit dieser kleinen Szene nicht die Aufgabe der Theologen beschrieben, in einer Welt, die mit dem Wort Gott redlich wenig anzufangen weiß? Deshalb brauche ich Literatur.

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