Startseite Archiv Nachricht vom 31. Mai 2018

10. Werden Pastorinnen und Pastoren auch zukünftig in einer säkularer werdenden Gesellschaft gebraucht?

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Ohne Zweifel. Ordinierte Pastorinnen und Pastoren sind geistliche Begleiter, Agenten für religiöse Fragen, seelsorgerliches Gegenüber, Anwälte der Erinnerung, Deuter von Kontingenz, akademisch ausgebildete Fachleute für Theologie und vieles, vieles mehr. Doch auf der Höhe der Zeit zu bleiben, bedeutet auch, anschlussfähig zu spirituellen und religiösen Verschiebungen zu sein, die an den institutionellen Kirchen vorbeigehen. Dazu schrieb mir ein Superintendent, der in Ruhestand gegangen ist, über seine ersten Monate, in denen er im Hospiz als Seelsorger begonnen hatte: „Hier finde ich viel Anerkennung durch das Team, entdecke aber auch mit leichtem Erschrecken, dass ich vielen als spiritueller Begleiter willkommen bin, als Vertreter der Kirche hingegen nicht. M. E. müssten wir alle Vikare als Trauerbegleiter und für Spiritual Care zertifizieren, sonst haben Theologen auf dem Gebiet bald nichts mehr zu melden.“

Sicher muss es nicht schon im Vikariat sein, aber es sollte für die Profession des Pastors, der Pastorin in die Agenda aufgenommen werden. Die spezifische Suche nach evangelischen Geistlichen für eine konfessionell bestimmte notwendige Aufgabe der seelsorgerlichen, der tröstenden, der liturgisch- begleitenden oder Bildungs-Praxis wird weiter abnehmen. Je schärfer wir das Profil also ausschließlich exklusiv markieren, umso schneller werden wir aus bestimmten Kontexten verabschiedet werden. Wir sind keine spirituellen Generalisten, aber wir müssen diese Grenzziehung fortwährend überprüfen, wo wir mit unserem Auftrag auch morgen noch Menschen ansprechen können. Hier besteht die Gefahr, auf beiden Seiten vom Pferd zu fallen. Wir sind glaubwürdig als Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Kirche – und zwar nicht nur als Pastoren und Pastorinnen, sondern in allen kirchlichen Berufsfeldern –, weil wir eine an ein Bekenntnis formulierte Glaubensüberzeugung formulieren können und mit Leben füllen.

Diese Identität aber muss eine inklusive sein. Sie muss offen bleiben für den Facettenreichtum von Lebensmodellen und Wirklichkeitsdeutungen. Sie muss frei sein von schnellen Verurteilungen und Ausgrenzungen. In Formen von Kooperationen und ökumenischer Zusammenarbeit wird es schon jetzt vielfältig realisiert und kann doch noch deutlich erhöht werden im Blick auf  Mitarbeitende, diakonische Handlungsfelder oder die gemeinsame Nutzung von Gebäuden und Räumen. Es bleibt eine herausfordernde Aufgabe.

Werden wir in wenigen Jahren die strikte Ablehnung pastoraler Wahrnehmung
als Trauerredner noch fortsetzen? Oder werden wir darin einen missionarischen Auftrag sehen – gerade auch angesichts der Tatsache, dass wir in diesem klassischen Feld geistlicher Begleitung an Anerkennung verlieren?

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