Startseite Archiv Tagesthema vom 01. Juni 2017

Der Ball rollt auf dem Flugfeld

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Ankunft der ersten Tschernobyl-Kinder auf dem Flughafen Hannover

„Die Hannoversche Landeskirche bleibt am Ball, weil wir wissen, dass die gesundheitlichen Folgen der Tschernobyl-Katastrophe noch lange nicht vergangen sind.“ Die Augen der weißrussischen Kinder, die auf Einladung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers einen vierwöchigen Erholungsaufenthalt beginnen, ruhen auf dem weißen Ball mit den bunten Verzierungen, den Dr. Rolf Krämer, juristischer Vizepräsident des Landeskirchenamtes der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, in den blauen Himmel über den Flughafen hält. Weil man Fußball am besten mit mehreren spielen kann, sei der Ball auch ein gutes Symbol für die Gemeinschaft und das Völkerverbindende, die diese Hilfsaktion besonders auszeichnen, so Dr. Krämer  bei der Begrüßung des ersten Fluges im Rahmen der landeskirchlichen Tschernobyl-Aktion auf dem Flughafen Hannover.

Bereits im 27. Jahr kommen strahlengeschädigte Kinder aus dem besonders von der Reaktorkatastrophe betroffenen weißrussischen Gebiet Gomel nach Niedersachsen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Deutschlehrerin und Begleiterin Olga selbst als Kind im Rahmen dieser Hilfsaktion nach Niedersachsen kam und dort ihr Interesse an Deutschland und der deutschen Sprache und Kultur entdeckte. Auch unter den Müttern, die jetzt mit ihren Kleinkindern kommen, sind ehemalige Gastkinder zu finden.

Für die meisten der erstmals eingeladenen Kinder ist es auch die erste Auslands- und Flugreise. Entsprechend aufgeregt sind die Kinder auch beim Aussteigen aus dem Flugzeug. Der eine oder andere vergisst schon mal seinen Pass bei der Bundespolizei oder braucht Unterstützung bei der Identifikation seines Reisegepäcks, weil er sich im Moment nicht mehr an Farbe und Form erinnern kann.

„Ich habe schon ein Foto von meiner Gastfamilie gesehen“ erzählt die zehnjährige Valeryia und freut sich besonders auf den Hund, den sie auf dem Bild entdecken konnte. Andere Kinder reisen bereits zum zweiten Mal und kennen ihr Ziel und ihre Gastgeber schon ganz genau. „Wir waren ganz oft schwimmen“ und „Ich habe das Meer gesehen“ berichten sie. 

Insgesamt werden im Zeitraum vom 31. Mai bis zum 23. August 2017 etwa 550 weißrussische Gäste nach Niedersachsen reisen. Sie wohnen für jeweils vier Wochen in Gastfamilien und erholen sich hier von den anhaltenden gesundheitlichen Folgen des Reaktorunglücks. Der Aufenthalt in gesunder Umwelt und bei guter Ernährung kann die radioaktive Belastung der Kinder bis um die Hälfte reduzieren. 18 Kirchenkreise beteiligen sich an der diesjährigen Aktion der Landeskirche.

Dr. Rolf Krämer dankte allen an dieser Hilfsaktion Beteiligten ganz herzlich für ihr beständiges Engagement. Besonders hob er die Gasteltern hervor, die Organisatoren in den Kirchenkreisen und den Flughafen Hannover mit allen dort vertretenen Diensten.

Schließlich wanderte der Ball durch die Reihen der weißrussischen Kinder und rollte auch einige Meter über das Flugfeld. Das kommt sonst sicher selten vor. Ein besonderer Moment, wie diese Hilfsaktion. Heute rollt der Ball übrigens im Kirchenkreis Melle - die durften ihn nämlich mitnehmen.

Lars-Torsten Nolte

25 Jahre Hilfe

Aus der zunächst singulären Ferienaktion im Jahr 1991 wurde ein fester Bestandteil kirchlicher Arbeit. Seither sind mehr als 25.000 Kinder aus der Gomel-Region zur Erholung nach Niedersachsen gereist. 

Ein Pageflow zeigt die Erlebnisse aus 25 Jahren, fragt bei den Gasteltern und erzählt die Geschichte des Projekts.

Hilfe für Tschernobyl-Kinder

Am 26. April 1986 ereignete sich der schwere Reaktorunfall im Block 4 des Atomkraftwerks von Tschernobyl und erschütterte die Menschen in aller Welt. Eine atomare Wolke breitete sich über weiten Teilen Europas aus. 

Besonders belastet von der radioaktiven Verstrahlung ist das Gebiet Gomel im Südosten Weißrusslands, in unmittelbarer Nähe zu dem an der weißrussisch-ukrainischen Grenze gelegenen Atomkraftwerk Tschernobyl. Deshalb wird den Menschen und vor allem den Kindern in diesem Gebiet seit 1991 die Hilfe und Unterstützung seitens der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, vor allem von zahlreichen ehrenamtlich aktiven Frauen und Männern aus den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen unserer Landeskirche zuteil.

Die Tschernobyl-Hilfe der Landeskirche ist seit 1994 in Form einer Arbeitsgemeinschaft organisiert, in der mittlerweile 28 Kirchenkreise Mitglied sind. Die sich Jahr für Jahr verstärkenden negativen gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe für die Menschen in Weißrussland und die anhaltenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Weißrussland machen die Hilfe vor allem für die Kinder im Oblast Gomel weiterhin dringend erforderlich.

Haus kirchlicher Dienste