Startseite Archiv Tagesthema vom 25. März 2017

Selbstaufgabe

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Andacht zum Sonntag Laetare*

Die Sängerinnen und Sänger, die den großen Chor des Luther-Oratoriums bilden, nehmen eine Menge auf sich, um dort mitzusingen: Sie opfern ihre freie Zeit und proben viele Stunden lang – erst in ihrer eigenen Gemeinde, dann am Auftrittsort. Die Noten müssen sie bezahlen.

Die Anfahrt zum Auftrittsort dauert oft einige Stunden und wird nicht erstattet.

Manche übernachten und kommen auch dafür auf. Alle bezahlen eine Gebühr, um mitsingen zu dürfen.

Wie kommt es, dass allein in Hannover 2500 Menschen bereit waren, ihre Kraft, ihre Stimmen, ihre Zeit und ihr Geld zu opfern, um Andere zu unterhalten? Welcher vernünftige Mensch lässt sich auf so etwas ein?

Als Chorsänger weiß man, dass das Gefühl unbezahlbar ist, gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Zu erleben, wie aus vielen Tönen plötzlich ein Klang wird, der größer und schöner ist, als man es sich vorstellen konnte, ist überwältigend.

Der Applaus des Publikums und die Gemeinschaft der Musiker können einen Gefühl erzeugen, für das man gerne alles gibt. Jeder Chorsänger kennt dieses Gefühl.

Aber es ist schwer, dieses Glück anderen zu beschreiben. Man muss es selbst erleben und sich vorher all den Mühen stellen, die jeder Sänger auf sich nimmt.

Mit dem Glauben ist es ähnlich. Jesus fordert Hingabe von uns. Wir sollen nachfolgen und ihm dienen. Er fordert sogar Selbstaufgabe: Alles, was mich ausmacht, was mir wichtig ist, mein ganzes Leben soll ich in seinen Dienst stellen.

Das klingt unvorstellbar. Welcher vernünftige Mensch lässt sich auf so etwas ein?

Als Christ weiß ich, dass das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Menschen zu sein, unbezahlbar ist.

Es ist die Gewissheit, zusammen Größeres und Schöneres schaffen zu können, als ich mir vorstellen kann. Es ist die Erkenntnis, ein wichtiger Teil einer Gemeinschaft zu sein. Das trägt mich. Dafür nehme ich die Mühen auf mich, die nötig sind.

*Die Andacht bezieht sich an diesem Sonntag auf den Wochenspruch.

Corinna Schäfer, Medienvikarin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Der Bibeltext

Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufgekommen waren, dass sie anbeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der von Bethsaida aus Galiläa war, baten ihn und sprachen: HERR, wir wollten Jesum gerne sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas sagten's weiter Jesus. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, dass des Menschen Sohn verklärt werde. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt's allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte. Wer sein Leben liebhat, der wird's verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird's erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren. 

Joh 12, 20-26

Die Autorin