Startseite Archiv Tagesthema vom 16. März 2017

Gemeinsame Vision entwickeln

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Hanns-Lilje-Forum diskutiert über Flüchtlinge in Europa

Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, fordert die Kirchen in Europa dazu auf, eine gemeinsame Vision zur Integration von Flüchtlingen zu entwickeln. Die Begriffe "Flüchtlinge" und "Europa" seien für viele Menschen zu Reizworten geworden, sagte Bosse-Huber am Mittwochabend in der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover bei einem Diskussionsforum der Hanns-Lilje-Stiftung. 

Die Kirchen stünden in der Verantwortung, den humanitären Gedanken des Christentums gegen Rechtspopulismus und Rassismus zu verteidigen, sagte Bosse-Huber. "Aber wir müssen auch Gespräche anbieten für diejenigen, die skeptisch sind." Mit einer vielstimmigen, aber gemeinsamen Vision könnten die Kirchen einen wichtigen Beitrag für ein einheitliches Europa liefern.

Zwar herrsche innerhalb der Kirchen große Einstimmigkeit, was die Aufnahme und Unterstützung von Flüchtlingen angehe, betonte die Auslandsbischöfin. "Aber es steht außerfrage, dass es binnenkirchliche Skepsis gegen Einwanderung gibt." Als Beispiel nannte Bosse-Huber die Kirchen in osteuropäischen Ländern wie Polen oder Ungarn, wo die Angst vor Veränderung besonders zu spüren sei. Je enger Nation und Kirche verknüpft seien, desto größer sei etwa der Konflikt zwischen den jeweiligen Erklärungen zur Migration von Staat und Papst.

Der Vorsitzende des "Bundes Ungarisch-sprachiger protestantischer Gemeinden in Deutschland", Paul Varga, kritisierte bei der Podiumsdiskussion die Darstellung Ungarns in den deutschen Medien. Diese hätten eine negative Einstellung zu dem Land und berichteten kaum Positives. Aber auch in Ungarn leisteten viele Gemeinden Flüchtlingshilfe. 

epd

Haupt- und Ehrenamtliche helfen Flüchtlingen, in Deutschland anzukommen und sich zu integrieren. Donatienne aus Burundi hat bei der Diakonie Hilfe gefunden. Sie flieht hochschwanger zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern aus dem afrikanischen Burundi nach Deutschland. Ein drittes Kind kommt zur Welt doch kurz darauf zerbricht die Ehe und Donatienne steht mit den drei Kleinen allein da. Die erste Wohnung, die ihr zugewiesen wird, liegt direkt an einem Fluss. Die dreifache Mutter hat Angst, das ihre Kinder beim Spielen ertrinken könnten und braucht eine andere Wohnung. Hilfe hat sie bei der Integrationsberatung der Diakonie in Varel gefunden. Dort hat man ihr auch einen Deutschkurs vermittelt. So kann sie ihre Geschichte heute selbst erzählen. 

ProMigration

ProMigration ist eine Fachabteilung für zugewanderte Menschen in Deutschland. Sie richtet sich besonders an neu eingereiste Personen, ist aber auch für nachholende Integration zuständig. Die Hilfe ist unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Die Beratungsgespräche sind kostenlos und werden vertraulich behandelt.

Schwerpunkte der Arbeit bilden: Beratung, Begleitung, Sprachförderung und Sprachferien, Hausaufgabenhilfe, Gruppenangebote, Bildungsveranstaltungen, Hausaufgabenhilfe und Projekte.

Diakonie Hannover

Trauma-sensibler Unterricht für Flüchtlinge

Rund die Hälfte aller Flüchtlinge in Deutschland zeigen nach Ansicht des Berliner Soziologen und Trauma-Fachberaters Marek Spitczok von Brisinski Anzeichen von Trauma-Symptomen. Nur die wenigsten Integrationslehrer und Leiter von Sprachkursen seien darauf vorbereitet und könnten im Zweifelsfall adäquat reagieren.

Spitczok von Brisinski bietet in regelmäßigen Abständen in der Oldenburger Interkulturellen Arbeitsstelle Ibis Fortbildungen für Integrationslehrkräfte in trauma-sensiblem Unterricht an. Es sei wichtig zu verstehen, dass die Geflüchteten eine gefährliche Reise hinter sich hätten und vor Not und Gewalt aus ihrer Heimat geflohen seien.

"Jeder Sprachkurs, jede Begleitung hat irgendwann ein Ende. Dann müssen die Menschen allein in der deutschen Gesellschaft klar kommen" sagt er.

Jörg Nielsen (epd)