Startseite Archiv Tagesthema vom 10. Januar 2017

Ein Stück Zuhause

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Im Kontaktladen "Wallstreet" in Göttingen kümmern sich Mitarbeiter der Diakonie um Drogen- und Alkoholabhängige

Mit 16 raucht Bärbel nach der Beerdigung ihrer Großmutter den ersten Joint - will den Trauerschmerz betäuben. Mit 19 Jahren, nach vier weiteren Verlusten, schiebt ihr ein Cousin das erste Heroinpäckchen zu - zum Kopf-frei-Pusten. Hat gewirkt. Bärbel bricht die Ausbildung ab und landet im Drogensumpf. Aber so wollte sie nie leben. Sie schämt sich für ihre Sucht. Immer wieder versucht sie mit verschiedensten Therapien davon loszukommen, doch erst als sie schwanger ist, schafft sie es, ohne Drogen zu leben. Fünf Jahre lebt sie mit ihrem Sohn zusammen, dann wird sie depressiv, gibt ihn vorsorglich in die Hände des Jugendamtes und rutscht wieder ab. Heute ist Bärbel 36 und startet gerade wieder einen Versuch im Substitutionsprogramm mit Medikamenten statt Drogen.

In welcher Anlaufstelle in Göttingen sie immer wieder aufgefangen wird, egal, ob sie Drogen nimmt, oder clean ist, sie erzählt es in der Sendung "ffn - Hilfe interaktiv" mit Angela Behrens.

Praktische Hilfe in der "Wallstreet"

Die „Wallstreet“ ist ein drogen- und alkoholfreier Treffpunkt in Göttingen. Er ist Anlaufstelle für drogengefährdete und -abhängige Menschen und arbeitet auf den Grundlagen der niedrigschwelligen und akzeptierenden Drogenarbeit. Grundgedanke dabei ist, dass auch die Drogenkonsumenten, die nicht auf die Einnahme von Suchtmitteln verzichten können, Anspruch auf menschenwürdige, gesunde und soziale Lebensbedingungen haben. Der Kontaktladen bietet alltags- und lebenspraktische Hilfen an.

An fünf Tagen in der Woche gibt es Frühstück und Mittagssnacks zu günstigen Preisen. Die BesucherInnen haben die Möglichkeit Wäsche zu waschen und trocknen zu lassen, zu duschen und für wenig Geld Kleidung zu erwerben. Ein wichtiges Angebot der „Wallstreet“ ist der Bereich der Gesundheitsprophylaxe (harm-reduction), wie Spritzentausch, Kondomvergabe und Informationen zu saferuse, Hepatitis und HIV.
Die MitarbeiterInnen nehmen sich Zeit für Gespräche, geben Hilfestellung bei der Wohnungssuche und bei Ämterproblemen und vermitteln, falls gewünscht, weiter an die Fachdienste der „Drogenberatung“ und „Psychosozialen Begleitung Substituierter“ im gleichen Haus. Außerdem stehen den BesucherInnen Gesellschaftsspiele, Kicker, Dart und Zeitschriften zur Verfügung. Regelmäßig im Jahr finden Turniere gegen andere niedrigschwellige Einrichtungen statt.