Startseite Archiv Tagesthema vom 24. Dezember 2016

Lichter des Friedens

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Heiligabend

Das ist kein Fake. Das ist Gott. Kind in der Krippe. Sohn Marias und Josephs. Gott lebendig, für Versöhnung, für Frieden und Gerechtigkeit und für die Liebe. Schließlich: Der Mann am Kreuz hingerichtet, weil er Gott für wahr hält, auf Liebe und Versöhnung allein setzt. Gott voller Macht und Kraft und zugleich ohnmächtig in der Krippe und am Kreuz. Es ist wahr, Gott ist nicht von dieser Welt und doch bis heute in ihr wirksam. Gott ist da bei den Hirten auf dem Felde, bei den Zweifelnden und Suchenden, Kranken und Sterbenden. Gott ist da, bei den Weisen aus dem Morgenland, bei den Klugen, Mächtigen und Reichen.

Ich glaube Gott. Er wurde Mensch im Kind in der Krippe, damit wir wissen, was es heißt, in Wahrheit Mensch zu sein. Gott ist wirklich damals im Stall von Bethlehem und heute in den zerstörten Straßen Aleppos. Keine Herberge. Nirgends. Damals suchten die Soldaten von Herodes nach dem Kind, um es zu töten, damit keiner dem Herrscher die Macht nehmen würde. Maria und Joseph mussten fliehen. Heute suchen die Soldaten und Söldner nicht nur in Ost Aleppo nach Kindern, Frauen und Männern, die vielfach halb verhungert sind und nun wahllos getötet werden, damit keiner Assad und seinen Verbündeten in Syrien die Macht nehmen kann. Auch aus Syrien sind Menschen geflohen und fliehen weiter.

Im Jahr 2016 von der Geburt im Stall von Bethlehem erzählen, kann ich nur, wenn ich danach frage, was das heißen kann angesichts des Elends in Aleppo, von Tod und Verzweiflung. Die Stadt und ihre Bewohner stehen an diesem Heiligen Abend für alles Leid, das auf dieser Erde Menschen zugefügt wird; ein Leid, das auch an Heiligabend nicht weggeblendet werden darf und in den Nachrichten und sozialen Netzwerken weiter präsent bleiben muss. Die Wahrheit über den Zustand der Welt ist kompliziert und schwierig nur zu beschreiben. Es gibt viel Gewalt und Leid, Krieg und Vertreibung und es gibt Liebe und Versöhnung, Frieden und Hoffnung.

Im Jahr 2016 Weihnachten zu feiern, bedeutet für viele Menschen auch die Schneise von Tod und Verwüstung durch den Berliner Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche vor Augen zu haben. Dabei ist der bleibend zerstörte Turm der Kirche selbst Mahnung gegen allen Krieg und damit auch gegen alle Attentate, und er ist stumme Bitte um Frieden. Mahnung und Bitte blieben am Tag nach dem Vierten Advent fruchtlos. Sie dürfen aber niemals aufgegeben werden.

An Heiligabend stelle ich jedes Jahr Kerzen in ein Fenster zur Erinnerung an die Menschen, die mir nahe standen und die gestorben sind. Und zugleich entzünde ich die Kerzen am Christbaum aus Freude darüber, dass Gott Mensch wurde. Lichter des Gedenkens und Lichter der Weihnacht werden auch vor der Gedächtniskirche in Berlin stehen.  

In unserem Wohnzimmer hängt ein Bild mit einem Kreuz. In der Advents- und Weihnachtszeit hängt ein Stern davor. Es gibt einen Weg aus Krieg und Gewalt, Ungerechtigkeit und Unrecht. Dafür müssen wir alles riskieren, anders geht es nicht. Wo immer wir sind, können wir Sterne des Friedens, der Gerechtigkeit, der Liebe, des Rechts und der Demokratie aufhängen, ganz handfest und ganz wahrhaftig. Dort, wo Schulen für Kinder und Jugendliche auch in Kriegsgebieten oder Flüchtlingslagern weiter betrieben werden, wo Ärzte ihr Leben riskieren, um anderen zu helfen oder wo für den Frieden gebetet wird.

Es wird Weihnachten. Kein Fake.   

Dr. Kerstin Gäfgen-Track

Der Bibeltext

Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. 

(Aus Lukas 2, 7)

Die Autorin