Startseite Archiv Tagesthema vom 20. Juli 2016

Das Treffen der Herzen

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Schatzsuche auf einem großen Kirchen-Markt beim Ehrenamtlichentag in Hannover

Goldschürfen in einer Messehalle und in einem Scriptorium in asiatischen Bibeln blättern, in einem „Kirchen-Baumarkt“ shoppen oder Informationen zum Reformationsjubiläum aus erster Hand: All dies ist beim Ehrenamtlichentag auf dem großen Markt der Möglichkeiten für Besucher zu erleben. Die Landeskirche lädt zu einem großen Danke-Fest die ehrenamtlich Enagagierten am Samstag, den 27. August auf das hannoversche Messegelände ein. Neben Vorträgen unter anderem von Margot Käßmann und Pantomine von Martínez, Workshops zu allen möglichen Fragen der Gemeindearbeit und einer Bibelarbeit des Landesbischofs lockt ein „Markt der Möglichkeiten“ mit insgesamt über 100 Ständen auf circa 2500 Quadratmetern.

Eine große Parzelle auf dem Markt der Möglichkeiten hat das Haus kirchlicher Dienste (HkD) in Hannover. Kirche im Tourismus schiebt gleich einen Wohnwagen in die Messehalle 9 und informiert unter anderem über „Kirche unterwegs“ auf Campingplätzen. Das Landesjugendpfarramt lädt Besucher zur Schatzsuche ein und lässt sie kleine Goldnuggets suchen - für die bekommt man dann ein Expertengespräch, zum Beispiel zum Thema “Ehrenamtliche für die Jugendarbeit - was brauche ich dafür?“ Aus einer Art Schraubenfächerschrank kann man Visitenkarten weiterer Jugendfachleute ziehen. Die Klima- und Umweltschützer im Haus kirchlicher Dienste zeigen mit echten Pflanzen, wie man Biodiversität auf Friedhöfen erreichen kann, bieten einen ökofairen Einkaufsstand an und zeigen Ideen für Energieeinsparungen im Gemeindehaus.

Die im HkD entwickelte Wanderausstellung „Religramme - Gesichter der Religionen“ kann man mit einem kleinen Teil der Gesamtausstellung sehen und sich einen Eindruck verschaffen. Das gilt auch für ein mittelalterlich anmutendes Scriptorium, das man nahezu kostenlos ausleihen kann für Kirchenkreis-, Stadt- oder Gemeindefeste. Der reformierte Pastor Klaus Bröhenhorst und ehrenamtliche Mitarbeitende zeigen, wie man eine Gästebibel mit Lieblingsversen durch Besucher schreiben und malen lassen kann, wie man das organisiert und präsentiert. Er hat dies beim Tag der Niedersachsen in Hildesheim im letzten Jahr ökumenisch durchgeführt und öffentlichkeitswirksam der Stadt die „Hildesheimer Gästebibel“ übergeben. Im Scriptorium sind auch etliche ausländische Bibeln zu bewundern. Insgesamt über 20 Arbeitsfelder des Hauses präsentieren sich hier als eine Art „Baumarkt“, wo man gut für die eigenen Projekte beraten wird und Arbeitshilfen und weiteres Material erhält. So sind Regale mit „Dienst-Leisten“ zu sehen, Sofas aus Paletten und kleine Filme über die Aktivitäten von Arbeitsfeldern.

Ganz im Zeichen des kommenden Reformationsjubiläums-Jahres steht eine weitere Parzelle: Hier präsentieren sich niedersächsische Orte des europäischen Stationenweges, der Kirchentag Berlin-Wittenberg 2017, der Reformationsglaubenskurs „Im Zeichen der Rose“ und das Luther-Pop-Oratorium. Man kann schon einen kleinen Einblick in die Hannoversche Filiale bei der christlichen Weltausstellung in Wittenberg 2017 mit dem „Erlebnis-Raum-Taufe“ nehmen und in die große Braunschweiger Reformationsausstellung. Auch Auszüge der neuen Luther-Bibelübersetzung, die im Herbst erscheint, kann man anschauen. Und zur Heißluftballonaktion der Landeskirche 2017 kann man den Ballonkorb in der Halle sehen. An eine zweiflügelige schwere Kirchen-Eichentür können Besucher Zettel nageln zum Thema: „Was ich an meiner Kirche ändern möchte….“. Idee und Tür sind übrigens auch ausleihbar.

Auch das Landeskirchenamt zeigt sich mit mehreren Infoständen etwa zu Nachwuchs in kirchlichen Berufen, zu Pacht- oder Friedhofsfragen. Tagungshäuser und Begegnungsstätten wie Bursfelde, Hanstedt oder Oese zeigen ihre Möglichkeiten. Dienste wie der Lektoren- und Prädikantendienst, die Diakonie und die Notfallseelsorge sind ebenso vertreten wie kirchennahe Vereine, Stiftungen und Initiativen. Ihr Programm präsentieren Fortbildungseinrichtungen wie das Religionspädagogische Institiut Loccum oder die Fachhochschule für interkulturelle Theologie Hermannsburg. Bei letzterer kann man Gewürzmischungen und ein Rezept für eine internationale Speise erhalten.

Gunnar Schulz-Achelis, Haus kirchlicher Dienste

Das Evangelische MedienServiceZentrum (EMSZ) stellt eine gläserne Redaktion zusammen, die für eine Liveberichterstattung sorgt. So können Besucher zu Hause Berichte und Bilder von dem ereignisreichen Tag in Messehalle 9, Convention Center und Außengelände sehen.

Der Markt der Möglichkeiten, der parallel zum Hauptprogramm läuft, bietet den Besuchern vor allem die Möglichkeit, mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen, Ideen zu sammeln und Kontakte für spätere Unterstützung in der eigenen Gemeinde zu knüpfen.

Infos zum Programm und Anmeldung unter www.ehrenamtlichentag.de. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Anmeldung. Viele Kirchenkreise bieten gemeinsame Busfahrten zum Ehrenamtlichentag an.

„Glaube ist eine große Motivationskraft“

Warum ist der Ehrenamtlichentag etwas so wesentliches in Hannover?

Ich erinnere mich gut an den Ehrenamtlichentag 2001. Viele haben sich ermutigt gefühlt, ihr Engagement vor Ort fortzusetzen, weil sie Anerkennung erlebt haben. Eine Frau hat mir später erzählt, als sie den Kollektenbeutel sah, suchte sie nach ihrer Geldbörse und musste lachen, als sie begriffen hat, dass sie etwas herausnehmen sollte, Traubenzucker als Dankeschön! Manchmal fehlt in unserer Kirche Anerkennungskultur. Gleichzeitig ist aber klar, dass ohne Ehrenamt unsere Kirche nicht existieren kann.

Das Motto lautet „Von Herzen…“. Was verbinden Sie persönlich mit diesem Motto?

Einerseits engagieren Menschen sich, weil ihnen etwas am Herzen liegt, sie werden ja nicht bezahlt für ihr Ehrenamt. Andererseits sollte der Dank nicht kalkuliert sein, sondern frei von Herzen kommen. Das Herz spielt in der Bibel ja eine wichtige Rolle, auch als Ratgeberin: „Folge dem, was dein Herz dir rät“, heißt es bei Jesus Sirach.

Mir ist zudem wichtig, dass in den reformatorischen Kirchen keine Hierarchie existiert zwischen Ordinierten und Laien, Haupt- und Ehrenamtlichen. Mit Luther gesprochen ist jeder getaufte Christ Priester, Bischof, Papst. Deshalb sind unsere Synoden auch nicht Versammlungen von Bischöfen, sondern von Männern und Frauen, Jungen und Alten, Ordinierten und Nicht-Ordinierten, die gemeinsam Kirche leiten.

Sie halten den Hauptvortrag dieser Veranstaltung. Was möchten Sie den tausenden Besuchern dabei mit auf den Weg geben?

Mein Thema ist das Reformationsjubiläum. Ich sehe 2017 als große Chance, einerseits nach unseren Wurzeln zu fragen: Was sind denn unsere Grundlagen als Kirchen der Reformation. Andererseits geht es aber auch darum, miteinander um die großen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu ringen:

Ökumene, Dialog der Religionen, Spiritualität, Globalisierung. Die Reformatoren haben gesagt, die Kirche der Reformation muss sich ständig erneuern. Welche Erneuerung steht für uns an, das ist die große Frage für 2017. Ich frage mich beispielsweise, wie unsere Gottesdienste begeisternder werden können, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ehrenamt und Glaube sind…

...insofern verbunden, als Glaube eine große Motivationskraft ist. Jesus hat gesagt, wo wir Kranke und Gefangene besuchen, Fremde aufnehmen, da begegnen wir ihm selbst. Christlicher Glaube will in Gemeinschaft leben und nicht egomanisch abgeschlossen.

Das Interview mit Dr. Margot Käßmann führte Diana Schild vom Evangelischen MedienServiceZentrum (EMSZ)