Startseite Archiv Tagesthema vom 23. Juni 2016

Tanz der Blicke

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Ein tief berührender Kindergottesdiensttag

Schon bei der Ankunft erhielten alle Teilnehmenden eine Kindergottesdienst-Tasse für fairen Tee, Kaffee und Wasser. In der Eröffnungsfeier in der überraschend stuhlfreien tausendjährigen St. Michaeliskirche wurden wesentliche nonverbale Begegnungen, die besonders Kinder brauchen, leibhaft erlebt: Tönen und gehört werden, schauen und gesehen werden, Anlehnen und nicht abgelehnt werden. Bewegend: Ein „Tanz der Blicke“, gefühlvoll begleitet vom Posaunenchor der Christuskirchengemeinde. Und immer wieder die Frage: Welche berührenden Erfahrungen können und sollen Kinder im Kindergottesdienst machen? Erfahrungen, die mit gewaltsamen Übergriffen nichts zu tun haben, sondern mit der heilsamen biblischen Begegnungskultur.

In über dreißig Fortbildungswerkstätten mit Referenten aus der ganzen EKD im Ev. Gymnasium Andreanum konnte die Fülle an neuen und bewährten liturgischen Modellen und Methoden für Gottesdienste mit Kindern ausprobiert werden.

An Material- und Buchständen aus verschiedenen Landeskirchen und einem großen Kreativmarkt mit neuen, wertschätzenden Materialien – jenseits simpler Schablonenbastelei - drängten sich viele. Auch die berührenden Bibelerzählungen, Seelsorgeangebote und kirchenpädagogischen Entdeckungen für die über vierzig mitgebrachten Kinder, begeisterten.

Eine berührende Premiere gab es: Lieder aus den bekannten Liederheften für Kirche mit Kindern wurden zum ersten Mal für Posaunenchor arrangiert und gespielt. Pastor Dirk Schliephake, der Beauftragte der Landeskirche für den Kindergottesdienst und Landesposaunenwart Hannes Dietrich brachten die Kirche zum Singen und Grooven. Posaunenchorarbeit und Kindergottesdienst: Über die Musik sind neue gemeinsame Erfahrungen möglich. Im Herbst erscheint die gedruckte Posaunenausgabe im Michaeliskloster.

Höhepunkt war der festliche Abendmahlsgottesdienst mit ergreifenden Momenten.

In seiner Predigt sagte OLKR Prof. Dr. Grünwaldt zu den Mitarbeitenden: „Ihr seid ein Schatz für unsere Kirche. Ihr seid Zeugen für den Glauben an Jesus Christus. So ein Tag wie heute ist Nahrung für euren Glauben.“

Prof. Dr. Jochen Arnold dankte dem Team des Arbeitsbereichs für die logistische Planung und inhaltlich beeindruckende Durchführung: „Dieser Kindergottesdiensttag wird lange nachwirken.“

Dirk Schliephake

Zum "Tag des Kindergottesdienstes" hatte die hannoversche Landeskirche Referenten aus ganz Deutschland ins Hildesheimer Michaeliskloster eingeladen, um Ehren- und Hauptamtliche fortzubilden. In Deutschlands größter Landeskirche zwischen Göttingen und Cuxhaven besuchen den Angaben zufolge rund 21.000 Kinder regelmäßig einen evangelischen Kindergottesdienst. Betreut werden sie von rund 8.000 zumeist ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die Landeskirche veranstaltet alle vier Jahre einen "Tag des Kindergottesdienstes".

epd

Kleine Theologen

Auch Kinder können nach Ansicht des Hildesheimer Religionspädagogen Martin Schreiner schon kleine Theologen sein. "Schon die Kleinsten können über ihren Glauben nachdenken", sagte Schreiner anlässlich des "Tages des Kindergottesdienstes" der hannoverschen Landeskirche. Sie hätten Fragen, etwa danach, warum der Hamster gestorben sei oder wo Gott wohne. "Dann geht es darum, mit den Kindern auf Antwortsuche zu gehen."

Durch die frühe Auseinandersetzung beispielsweise mit Themen wie Leid seien die Kleinen auch für den späteren Lebensweg besser gerüstet, betonte Schreiner. Sie würden sprach- und handlungsfähiger. "Kinder suchen und benötigen wie Erwachsene Orientierung." In den Familien sei das Gespräch über den Glauben aber längst nicht mehr selbstverständlich. Im Kindergottesdienst oder beispielsweise konfessionellen Kindertagesstätten könne dies aufgefangen werden.

Auch Kinder muslimischen Glaubens sollten an diesen Gesprächen mit eigenen Beiträgen teilnehmen können, forderte der Wissenschaftler. In den Kindertagesstätten seien Gespräche über Religion wichtig. Das Thema dürfe keine Privatsache sein. Vielerorts habe sich bereits ein Perspektivwechsel vollzogen und Kinderfragen würden mittlerweile ernstgenommen. Kinder sollten ihre eigene Religion und den Glauben der anderen kennenlernen.

Für das sogenannte "Theologisieren mit Kindern" würden kompetente Mitarbeiter gebraucht, sagte Schreiner. Sie sollten aufmerksame Beobachter, stimulierende Gesprächspartner und begleitende Experten sein.  Neben dem Gespräch gebe es viele andere Wege über Bewegung, Musik oder Tanz.

epd