Startseite Archiv Tagesthema vom 18. April 2016

„Ich nehme wichtige Eindrücke mit“

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Dr. h.c. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, war auf Einladung der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen für zwei Tage in Deutschland. Am vergangenen Freitag (15.04.2016) besuchte er gemeinsam mit Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track (Hannover) und dem Göttinger Superintendenten Friedrich Selter zunächst das Museum Friedland und informierte sich über die Entstehung des Lagers, das bereits seit 1945 existiert.

Der Chilene Junge, der am Hauptsitz des Lutherischen Weltbundes in Genf arbeitet, zeigte sich sehr beeindruckt von der Ausstellung und der Geschichte des Lagers. Gerade auch angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation in Europa und weltweit betonte der Theologe, wie wichtig es sei, sich der eigenen Geschichte bewusst zu sein. „Ein Volk ohne Erinnerungsvermögen ist ein Volk ohne Zukunftsperspektive“, zitierte Junge eine der Grundlehren, die sein Heimatland Chile bei der Aufarbeitung der dortigen Diktatur gemacht habe.

Bei seinem anschließenden Rundgang durch das Lager wurde Martin Junge begleitet vom Leiter der Einrichtung Heinrich Hörnschemeyer, Lager-Pastor Martin Steinberg und Dr. Klaus Magnus von der Friedlandhilfe e.V. Ausführlich ließ sich Junge die Bildungsangebote für Kinder erläutern, die die Innere Mission seit vielen Jahren in Friedland durchführt. Schwerpunkt sei die intensive Förderung im Erlernen der deutschen Sprache wie Swetlana Aoul erläuterte, die seit 2004 in der Sprachlernförderng arbeitet. Sie betonte die große Bereitschaft von Kindern und Eltern, die deutsche Sprache zu erlernen.

Gleichzeitig machte sie auch deutlich, dass sie und ihre Kolleginnen im letzten Jahr aufgrund der Überbelegung des Langers an die Grenzen dessen gekommen seien, was  leistbar sei. „Die perfekte Kursgröße liegt bei acht Kindern und die haben wir jetzt aktuell wieder erreicht.“

Im Gespräch mit den Verantwortlichen des Durchgangslagers, der Inneren Mission und der Friedlandhilfe e.V. betonte der Generalsekretär, wie wichtig neben der reinen humanitären Versorgung die integrative Arbeit mit Flüchtlingen sei. Dieses sei auch eines der Hauptanliegen des Lutherischen Weltbundes, der als Kooperationspartner des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen aktuell 2,3 Millionen Flüchtlinge in der ganzen Welt versorge. Wie Martin Junge dankte auch Dr. Kerstin Gäfgen-Track, die Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist , für die engagierte und hochprofessionelle Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Friedland.

Gäfgen-Track betonte die große Bedeutung von qualifizierten Bildungsangeboten für Flüchtlinge. Diese sei entscheidend für die Integration der Flüchtlinge, die dauerhaft in Deutschland bleiben würden. Hier engagiere sich die evangelische Kirche zunehmend. „Ich nehme wichtige Eindrücke mit nach Genf und auf meine weltweiten Reisen, wie Integrationsarbeit hier in Deutschland geschieht“, sagte Martin Junge, der als leitender Repräsentant des Lutherischen Weltbundes 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern in der ganzen Welt vertritt. „Deshalb war es mir so wichtig, heute gerade hier nach Friedland zu kommen.“ Superintendent Friedrich Selter und Pastor Martin Steinberg zeigten sich sehr dankbar für den Besuch des Generalsekretärs, „den wir als große Wertschätzung und Ermutigung für die Arbeit hier empfinden.“

Pressestelle der Landeskirche/DNK/LWB, F. Hübner
„Wer sagt, Europa müsse seine Grenzen dicht machen, um seine christliche Identität und Wurzeln zu schützen, hat nichts verstanden vom christlichen Glauben und seinem Gebot der Nächstenliebe. Das Argument konterkariert all das, was Christinnen und Christen als wesentlichen Inhalt ihres Glaubens verstehen.“
Dr. h.c. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes,

Unmissverständliche Zeichen

Am 14. April war Junge Hauptredner beim Parlamentarischen Abend der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Vor Landtagsabgeordneten und niedersächsischen Ministern sowie Vertretern von Kirche und des öffentlichen Lebens dankte er Deutschland „für die eindrückliche Weise, wie auf die Herausforderung der Fluchtbewegung im Sommer 2015 reagiert wurde.“ Die Bundesregierung habe unmissverständliche Zeichen gesetzt und ihre moralische, humanitäre Verantwortung wahrgenommen als es darum ging, Menschenleben zu schützen. Die Kirchen tragen viel zur Arbeit mit Flüchtlingen, gerade durch viele ehrenamtliche Mitarbeitende, bei.

Mit Blick auf die aktuellen politischen Diskussionen um den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland und Europa bezog Junge vor den Parlamentariern deutlich Position: „Wer sagt, Europa müsse seine Grenzen dicht machen, um seine christliche Identität und Wurzeln zu schützen, hat nichts verstanden vom christlichen Glauben und seinem Gebot der Nächstenliebe. Das Argument konterkariert all das, was Christinnen und Christen als wesentlichen Inhalt ihres Glaubens verstehen.“