Startseite Archiv Tagesthema vom 16. März 2016

Sorgen im Internet

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Kein anderes Kommunikationsmittel hat die Menschheit so schnell so radikal verändert wie das Internet. Ob Freizeit, Job oder Familie - alles kommt darin vor. Sogar über Gott steht viel digitales. Ein Mausklick.

„Also, wenn Jesus ein Teil von Gott ist, hat Gott dann im Garten Gethsemane ein Selbstgespräch geführt?“ – So fragte jemand im Chat der evangelischen Kirche (www.chatseelsorge.de). Der Chat ist eine Gemeinschaftsproduktion der hannoverschen und der rheinischen Landeskirche. Immer montags und mittwochs von 20 bis 22 Uhr ist der Chat geöffnet.

Aus dieser Frage hat sich dann im offenen Chat ein interessantes Gespräch ergeben über die Erfahrungen und Vorstellungen, die unsere Besucher von Gott haben. „Gott, das sind doch nur unsere Projektionen und Wünsche, eine Krücke zum Leben für die, die dies brauchen“, war eine Reaktion, andere berichteten von ihren durchaus unterschiedlichen Erfahrungen mit Gott, wie er Ihnen manchmal ganz nah ist und dann wieder gar nicht da zu sein scheint.

Aber nicht nur interessante religiöse Gespräche werden im Chat geführt, sondern auch ganz andere wie etwa: „Ich hab’ Stress mit meinem Freund, ich weiß nicht wie das noch weitergehen soll?“ oder „kennt sich einer mit Ritzen aus? “– Das ist eine Form von Selbstverletzung. Viele unserer Besucher haben ähnliche Erfahrungen und die werden im offenen Chat geteilt und wie sie mit solchen Situationen fertig geworden sind.

Andere Fragen werden im Privatchat gestellt: „Wieso muss es immer mich treffen, zuerst stirbt meine Großmutter, dann im selben Jahr mein Vater und jetzt erfahre ich, dass mein Bruder Leukämie hat – wie kann das sein, ich halte das nicht mehr aus!“ – „Als ich gestern erfahren habe, dass mein Bruder und seine Frau bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, habe ich Gott erst einmal angeschrien, ganz lange!“

So fängt eine junge Frau das Gespräch im Einzelchat an, den Menschen aufsuchen können, die ihre Fragen und Probleme im offenen Chat nicht besprechen wollen. Neben dem Moderator sind immer mindestens eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger mit von der Partie, um sich ganz persönlich und intensiv um die Menschen zu kümmern, die unseren Chat aufsuchen.

Im Durchschnitt kommen 40 Besucher an jedem Abend in unseren Chat. Oft können wir hören: „Gut, dass es euch gibt!“

Die Chatseelsorge versteht sich als ein niederschwelliges Seelsorge- und Beratungsangebot für Glaubens- und Lebensfragen. Sie versteht sich nicht als therapeutisches Angebot, sondern es geht um Begleitung, um Problem- und Konfliktlösung im akuten Fall, Ermutigung zum Aufsuchen realer Beratungs- oder Seelsorgesettings und natürlich um Gespräche, Informationen und Begleitung in theologischen und Glaubensfragen.

Sie will Menschen seelsorgerlich unterstützen, die im Netz mit ihren Fragen oder Problemen Begleitung suchen. Wir wollen partnerschaftlich mit den Ratsuchenden ihre Fragen und Probleme im Horizont von Gottes Liebe zum ganzen Menschen betrachten. Dabei wollen wir als kirchliches Angebot Menschen auch den Weg in die Gemeinschaft der Kirchen, ihrer Gemeinden und sonstigen Beratungsangeboten (Diakonie) zeigen.

Stephan Lorenz, Referent für die Chatseelsorge

Das Konzept

Im September 2003 wurde www.chatseelsorge.de durch die damalige Landesbischöfin Margot Käßmann in Loccum gegründet. Sie war von Anfang an ein Gemeinschaftsunternehmen der evangelischen Landeskichen Hannovers und des Rheinlandes.

Heute sind über 20 Seelsorgerinnen und Seelsorger aus unterschiedlichen Landeskirchen ehrenamtlich im Dienst dieses Angebotes. Seit 2003 ist das Angebot dieser Seelsorge im Internet ununterbrochen aktiv. Jeden Montag und jeden Mittwoch von 20 – 22.00 Uhr – auch an allen kirchlichen oder weltlichen Feiertagen.

Chatseelsorge sucht Verstärkung

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten sollten Mitglied in der (evangelischen) Kirche sein, eine abgeschlossene Berufsausbildung in den kirchlichen Berufsfeldern Pastor, Diakon, Sozialarbeiter, Religionspädagoge sowie Berufserfahrung in Seelsorge und/oder Beratung haben. Alle Mitarbeiter anerkennen unsere Standards, nämlich die regelmäßige Teilnahme an Supervision, die regelmäßige Teilnahme an fachspezifischen Fortbildungen und der Verpflichtung der Einhaltung der seelsorgerlichen Verschwiegenheit und des Beichtgeheimnisses. Sie verpflichten sich mindestens für ein Jahr einmal monatlich im Chat mitzuarbeiten.

Wir freuen uns über weitere Unterstützung und klären gern auch persönlich über unsere Arbeit auf.“

Stephan Lorenz, Referent für die Chatseelsorge